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Johannes Brahms Violinsonate Nr. 3

Die meisten Komponisten legen sich im Laufe ihres Lebens ganz bestimmte Techniken zurecht, um möglichst gute Einfälle zu bekommen und kreativ zu arbeiten. Auch Johannes Brahms hatte eine Technik: Er ging stundenlang spazieren oder wanderte, meist in wunderschönen Berglandschaften. So entstand auch seine dritte und letzte Sonate für Violine und Klavier: Er schrieb sie in der Sommerfrische in der Schweiz, am Thuner See.

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Das starke Stück

Johannes Brahms - Violinsonate Nr. 3

Dreimal hat Johannes Brahms seine Sommerferien am Thuner See verbracht, inmitten einer Seenlandschaft, mit weiten Wiesen und malerischen Bergen. Jedes Mal kehrte er mit einigen frischkomponierten Meisterwerken wieder nach Hause zurück. Im Jahr 1886 komponierte er dort den ersten Satz seiner dritten Violinsonate in d-Moll. Zwei Jahre später schrieb er die übrigen drei Sätze. Dass die eindrucksvolle Landschaft um den Thuner See viel zum Charakter der Sonate beigetragen hat, das glaubt Linus Roth gerne. Im Alter von knapp 20 Jahren ist er selbst dort gewesen.

"Ich hab die Sonate zum ersten Mal gespielt, als ich 15 – 16 Jahre alt war. Ist also schon eine Weile her. Und was mich damals schon unglaublich gefesselt hat, war, dass ich das Gefühl hatte, das ist viel mehr als nur Kammermusik. Es hat sich immer wie eine Sinfonie angefühlt." (Geiger Linus Roth)

Widmungsträger: Hans von Bülow

Von seinen drei Violinsonaten hat Johannes Brahms nur diese Dritte mit einer Widmung versehen: Er schrieb sie für den Dirigenten Hans von Bülow, der ein Freund und großer Bewunderer von ihm war. Das Klavier spielt fast in der gesamten Sonate eine tragende Rolle. Im ersten Satz hat Brahms voll ausgenutzt, was das Klavier harmonisch zu bieten hat, und ihm auch einige Solopassagen zugeschrieben. Im zweiten Satz verändert sich auf einmal die Gewichtung: Hier folgt ein inniges Adagio, das ganz der Geige gehört. Darin kann sie wunderbar ihre Stärken entfalten. Das Klavier hält sich im Hintergrund und steuert diskret seine Harmonien bei.

Hoher Anspruch an Interpreten

Linus Roth | Bildquelle: Linus Roth Linus Roth | Bildquelle: Linus Roth Für diese Sonate wird ein Pianist benötigt, der "mit allen Wassern gewaschen ist". Und genauso erfordert sie einen Geiger mit großem Ausdrucksvermögen. Für die Uraufführung in Budapest stand Brahms beides zur Verfügung: Den Klavierpart übernahm er selbst. Und einen hochkarätigen Duo-Partner hatte er in Jenö Hubay gefunden. Dieser Geiger war ein Schüler seines Freundes Joseph Joachim gewesen und mittlerweile eine führende Persönlichkeit im ungarischen Musikleben. Am 21. Dezember 1888 spielte er diese erste Aufführung der Sonate mit Brahms zusammen aus dem Manuskript. Im dritten Satz übt der Pianist wieder weniger Zurückhaltung, er übernimmt direkt die Führung.

Sehr hohe Ansprüche hat der leidenschaftliche Pianist Johannes Brahms dem Klavierpart mitgegeben. Und doch braucht er als Ergänzung auch noch die Violine. Warum, das kann Linus Roth erklären. Und nimmt uns damit auch wieder an den Enstehungsort der Sonate mit: den Thuner See, möglichst bei Sonnenuntergang.

Die Violine ist so etwas wie die Sonne, die das Licht gibt, dass das andere auch wirklich glänzen kann.
(Linus Roth)

Das besondere an der dritten Brahmssonate ist für Linus Roth, dass sie die einzige ist, die vier Sätze hat, also genauso viele Sätze wie die Sinfonien des Komponisten. Schon als Jugendlicher hatte sich Brahms immer gewünscht, diese Sonate zu spielen und hatte das Gefühl, dass sie ihm gut liegen würde, gerade auch weil sie so großzügig angelegt war.

Musik-Info

Johannes Brahms: Violinsonate Nr. 3, d-Moll, op. 108

Linus Roth, Violine
José Gallardo, Klavier
Label: Challenge CC72382

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