Als der französische Komponist Claude Debussy im Alter von 30 Jahren sein Streichquartett in g-Moll schrieb, hatte er in seinem Schaffen einen besonderen Wendepunkt erreicht. Befreit von der Überfigur Richard Wagner ging er seinen eigenen kompositorischen Weg. Ulrich Möller-Arnsberg sprach mit Mitgliedern des Vogler Quartetts über Debussys Starkes Stück op. 10.
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Das starke Stück
Debussy Streichquartett op. 10
Mit bizarren, schroffen Forte-Motiven beginnt Claude Debussys Streichquartett aus dem Jahr 1893, bevor es sich in filigran schimmernde Pianissimo-Sechzehntel verliert. Ein Auftakt der Gegensätze bei dem Debussy ein facettenreiches Spektrum an Klangfarben entfaltet. Das ist der Grund, warum Debussy als Impressionist bezeichnet wird, obwohl er sich selber nie so verstanden wissen wollte.
Woher hatte Debussy die Anregungen bekommen, mit Klangfarben zu experimentieren und sich harmonisch aus dem überlieferten Dur-Moll-Schema zu entfernen? Anlass war die Weltausstellung 1889 in Paris, auf der Claude Debussy nachhaltig vom Klangbild eines javanischen Gamelan Ensembles fasziniert war.
Der zweite Satz, der mit seinen flirrenden Motiven zu Pizzicato-Begleitung heiter dahin fliegt stellt einen Bruch mit der Tradition dar. Denn in der Klassik und Romantik folgt dem eröffnenden Satz ein langsamer nach, bevor es mit dem dritten Satz als Tanzstück weitergeht. Bei Debussy sind die Rollen der Mittelsätze vertauscht. Erst der dritte Satz ist der langsame Satz. Er ist als Fuge komponiert, die von der zweiten Geige eröffnet wird:
Das Finale von Debussys Streichquartett op. 10 fasst alles vorhergehende Material und die vorhergehenden Techniken noch einmal zusammen. Es ist kein fulminanter Rausschmeißer am Ende des Werks vielmehr eine Art besonderer Höhepunkt, insofern es sich als abschließende Synthese versteht.
Claude Debussy: Streichqartett g-Moll, op. 10
Vogler-Quartett
Label: Decca