In London hatte Haydn die Hymne "God save the King" kennengelernt. Nach diesem Vorbild schuf er 1797 für sein Land eine eigene: "Gott erhalte Franz, den Kaiser". Bald darauf verwendete er eben dieses Thema im zweiten Satz seines Streichquartetts op. 76 Nr. 3 als Grundlage für vier Variationen.
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Das starke Stück
Haydn - "Kaiserquartett"
Die sechs Streichquartette op. 76 sind die letzten von Haydn in der traditionellen Sechser-Bündelung und gehören damit zu seinen letzten Quartett-Kompositionen. Nach ihrem Widmungsträger, dem Grafen Erdödy, ist die Serie auch als "Erdödy-Quartette" bekannt. Mit seinen insgesamt 83 Quartetten entwickelte Haydn die Gattung mehr oder weniger im Alleingang - nicht umsonst wird er der "Vater des Streichquartetts" genannt. Im "Kaiserquartett" konzentriert er die Essenz dieser langen Entwicklung: ein eindrucksvolles Beispiel für die kompositorische Reife des späten Haydn.
Prachtvoll ausgreifend und symphonisch in der Anlage, spiegeln die Streichquartette op. 76 die Anforderungen eines großen, anonymen Konzertsaals wieder, die so grundlegend anders sind, als es die intime Atmosphäre eines Salons verlangt.
Der erste Satz des "Kaiserquartetts" weist einen verwirrenden Reichtum an individuellen Motiven auf, die Haydn meisterhaft satztechnisch ausarbeitet. Darauf antwortet der Schlußsatz mit bezwingender Ökonomie und Brillanz - zunächst dramatisch in c-Moll beginnend, sich dann aber zur Grundtonart C-Dur aufhellend. Dagegen kommt dem Menuett die Funktion zu, die Spannung des gewichtigen Variationssatzes aufzufangen.
Joseph Haydn: Quartett für zwei Violinen, Viola und Violoncello C-Dur op. 76 Nr. 3, Hob III:77, "Kaiserquartett", "Erdödy-Quartett" Nr. 3
Rosamunde Quartett
Label: Berlin Classics