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Starke Stücke Liszt - Rhapsodie espagnole

Das Werk von Franz Liszt ist dem breiten Publikum weitestgehend bekannt. Und doch gibt es in seinem Oeuvre auch seltener gehörte Stücke. Wie seine Rhapsodie espagnole. Das Klavierstück entführt auf sehr charmante Weise in eine spanisch-folkloristische Klangwelt.

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Das starke Stück

Franz Liszt - Rhapsodie espagnole

Vor allem zwei Dinge sind es, die den Reiz der "Rhapsodie espagnole" ausmachen, findet der armenische Pianist Vardan Mamikonian. Das eine ist, wie er hier aus zwei populären spanischen Melodien ein neues Musikstück erschafft. Auch früher hatten schon viele Komponisten diese beiden Melodien aufgegriffen und in ihren Werken verarbeitet. Doch Franz Liszt hatte dafür einen konkreten Anlass.

"Dieses Stück war kein Zufall. Liszt war vorher durch Spanien und Portugal gereist und er schrieb es als Erinnerung an diese Tour. Zwei Lieder konnte er nicht vergessen: La Folia und La Jota Aroganese, das als zweites Thema vorkommt und natürlich auch sehr bekannt ist." (Vardan Mamikonian)

Erst in der zweiten Hälfte der "Rhapsodie espagnole" führt Liszt dieses Thema ein: "La Jota Aragonese". Die "jota" ist ein spanischer Volkstanz mit Gesang, den es in vielen regionalen Ausprägungen gibt. Und hier haben wir es eben mit einer Jota-Variante aus Aragonien zu tun, einer "jota aragonese". Liszt lässt sie ganz zart darbieten, wie eine schöne Erinnerung. Gleich zu Beginn der "Rhapsodie espagnole" erleben wir dagegen schon das erste Thema "La Folia". Es geht ebenfalls auf einen alten spanischen Tanz zurück. Auch "La Folia" wurde in der Musikgeschichte unzählige Male aufgegriffen und variiert. Noch nicht einmal Bach oder Händel konnten daran vorbei gehen. Und Liszt kam es für diese spanisch angehauchte Rhapsodie gerade recht. Er führt es schlicht und einstimmig ein. Und Liszt macht es wie die Komponisten vor ihm: er findet immer neue, phantasievolle Variationen für dieses Thema. "La Folia" bedeutet auch soviel wie "Verrücktheit".

Liszts Inspiration

Hat Liszt die "Rhapsodie espagnole" jemals selbst öffentlich gespielt? Bekannt ist davon nichts. Und auch, wie er darauf kam, dieses Werk zu schreiben, bleibt bis heute ein Rätsel. Komponiert hatte er das Stück nicht etwa zu Hause am Kamin, sondern ausgerechnet in Rom, im Jahr 1863. Die sechs-monatige Reise durch Spanien und Portugal lag damals schon weit zurück: knapp 20 Jahre. Hatte er das Stück etwa deshalb komponiert, weil spanische Folklore nun in Mode kam – in der Kunstmusik? Eins ist jedenfalls sicher: Liszt hat den Pianisten hiermit ein Werk geschenkt, mit dem sie sich äußerst intensiv auseinandersetzen müssen. Die "Rhapsodie espagnole" gilt, wie so viele seiner Werke, als halsbrecherisch schwer.

Musik-Info

Franz Liszt: Rhapsodie espagnole

Vardan Mamikonian, Klavier
CD: Liszt - Klavierwerke
Label: Orpheus

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