Mozarts vorletzte Klaviersonate entstand zwei Jahre vor seinem Tod 1789. In diesem dreisätzigen Werk verbindet Mozart die Einfachheit und Geradlinigkeit der thematischen Erfindung mit der kompositorischen Meisterschaft seiner letzten Lebensjahre. Robert Jungwirth stellt das Starke Stück gemeinsam mit dem Pianisten Christian Zacharias vor.
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Das starke Stück
Mozart - Klaviersonate B-Dur KV 570
Für den Pianisten Christian Zacharias weist diese Sonate an verschiedenen Stellen bereits über ihre Zeit hinaus. Manch einem mag die spielerische Einfachheit von Mozarts B-Dur-Klaviersonate irritieren. Klingt so ein Spätwerk eines Musikgenies? Doch wie so oft bei Mozart, gewinnt die Musik ihre Ausdruckskraft und Stärke aus dem zunächst ganz Unspektakulären, Simplen. Als nähme der Komponist den Hörer bei der Hand.
Christian Zacharias | Bildquelle: © Felvégi Andrea Der Pianist Christian Zacharias hat Mozarts späte B-Dur-Sonate bereits zweimal auf CD eingespielt. Dabei gehört dieses Werk nicht unbedingt zum Standardrepertoire eines Konzertpianisten. Entstanden ist es vermutlich im Zuge eines Auftrags des Preußischen Hofs, der bei ihm im Mai 1789 sechs leichte Klaviersonaten bestellte. Die meisterliche Beherrschung aller damals üblichen kompositorischen Verfahren, wie ein Thema verändert, variiert, ausgeschmückt wird, offenbart Mozart in der Durchführung der Ecksätze. Und die kompositorische Versiertheit wirkt für den Hörer umso interessanter, je simpler zunächst das thematische Ausgangsmaterial war.
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Das ist einer der schönsten Es-Dur-Sätze!
Der zweite Satz mit seinem liedhaften Beginn weist für Christian Zimmermann bereits über die Klassik hinaus: "Das ist einer der schönsten Es-Dur-Sätze – mit einem Mittelteil in c-Moll. Da erinnert man sich an die Bläserstellen in Mozarts großen Klavierkonzerten. Das könnte man wirklich orchestrieren – als Intermezzo in einem Klavierkonzert. Auch die Tonarten werden immer weicher, tiefgründiger – ich würde sagen: 'schubertscher'. Franz Schubert lässt hier schon so ein kleines bisschen grüßen."
"Das Kleine ist Groß, wenn es natürlich, flüssend und leicht geschrieben und gründlich gesetzt ist. Es so zu machen ist schwerer als alle die den meisten unverständliche künstliche harmonischen progressionen und schwer auszuführenden Melodyen." Dies hatte Mozarts Vater seinem Sohn im August 1778 als kompositorischen Ratschlag mit auf den Weg gegeben. Die 1789 entstandene B-Dur-Klaviersonate ist geradezu beispielhaft für die Umsetzung dieses Ratschlags. Im Kleinen das Große hörbar zu machen ist denn auch die Aufgabe des Interpreten.
Wolfgang Amadeus Mozart:
Sonate für Klavier B-Dur, KV 570
Christian Zacharias (Klavier)
Label: EMI
Sendung: "Das starke Stück" am 03. Mai 2022, 19.05 Uhr auf BR-KLASSIK