Ludwig van Beethoven war ein ausgezeichneter Pianist und Meister der Improvisation. Es verwundert daher nicht, dass er bei den Aufführungen seiner Klavierwerke oft selbst als Solist am Flügel saß. So auch bei der Uraufführung seines Dritten Klavierkonzerts am 5. April 1803 in Wien. Sylvia Schreiber stellt mit Pianist Till Fellner das Starke Stück vor.
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Das starke Stück
Beethoven - Klavierkonzert Nr. 3 c-Moll
Meistens arbeitete Ludwig van Beethoven ganz gut und ganz gerne, wenn er unter Druck stand. Nur als er an seinem 3. Klavierkonzert saß, da wollte der Groschen nicht recht fallen. Zum Zeitpunkt der zunächst angesetzten Uraufführung schrieb Beethoven gerade am 2. Satz. Er schuftete also noch drei weitere Jahre, bis endlich ab dem 5. April 1803 das c-Moll-Konzert viele Erfolge feiern konnte. Den Solopart hatte Beethoven aber selbst dann noch nicht ausformuliert, sondern nur sporadisch und mit hieroglyphen-ähnlichen Zeichen aufs Notenpapier gekritzelt. Was wiederum zeigt: In Beethovens Kopf war alles abgespeichert und er nahm sich die Freiheit zu improvisieren, sollte ihm danach der Sinn stehen.
Das c-Moll-Konzert markiert aber nicht nur diesen heldenhaften Spund, Beethoven zeigt hier vielmehr auch die verletzliche Seite, das nahezu Mimosenhafte. Zu diesem Zweck wechselt Beethoven beispielsweise die Tonart, von c-Moll nach E-Dur.
Mit dem c-Moll-Konzert, dem Klavierkonzert Nr. 3 strampelte sich Beethoven frei von einigen Einflüssen seiner Kaderschmiede bei Joseph Haydn. Zudem trotzte er den Erwartungen, die man in Wien an ihn stellte als "Mozarts Nachfolger". Beethoven zeigte nämlich sein wahres Gesicht. Besonders deutlich erkennt man es im 2. Drittel des 3. Satzes: Hier lässt Beethoven Klavier und Pauke in einen Dialog treten: das variantenreiche Klavier diskutiert mit der plumpen Pauke. Die Kritiker waren baff, das Publikum jubilierte. Solch kecke Töne hatte Wien bis dahin noch nie vernommen!
Ludwig van Beethoven: Klavierkonzert Nr. 3
Till Fellner, Klavier
Academy of St. Martin-in-the-Fields
Leitung: Neville Marriner
Label: Erato