Sein Streichquartett in a-Moll op. 13 gehört zu den frühreifen Geniestreichen, die der hochbegabte junge Mendelssohn schrieb. Er zitiert sich darin sogar selbst. Mit seinen außergewöhnlichen Leistungen auf dem Terrain des Streichquartetts versetzte er die Musikwelt schon früh in Erstaunen.
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Starke Stücke
Mendelssohn - Streichquartett Nr. 2
Der 16-jährige Felix hatte es sich zur Gewohnheit gemacht, in dem von Weinlaub und Efeu umrankten Hof seiner reichen Eltern "zu träumen und zu componieren" - von Elfen, Kobolden und Zauberwesen. Und erträumte sich vielleicht 1827 den Anfang eines Streichquartetts in a-Moll mit etwas bis dahin Unerhörtem: ein eigenes Lied zitierend - ohne Worte:
"Ist es wahr? Ist es wahr?
Daß du stets dort in dem Laubgang,
An der Weinwand meiner harrst?
Und den Mondschein und die Sternlein
Auch nach mir befragst?" (Felix Mendelssohn Bartholdy)
Felix verehrte gerade Betty Pistor, 19 Jahre alt. Die junge Dame sang in der Berliner Singakademie Friedrich Zelters, des Goethe-Freundes und des Theorielehrers von Felix Mendelssohn. "Ich glaube, für uns Musiker ist das nicht wirklich wichtig (…) wenn man die Musik spielt oder interpretiert, ich glaube, da spricht die Musik absolut für sich und kann auch ohne das Begleitende, Anekdotenhafte für sich bestehen." meint Eckart Runge, Cellist im Artemis Quartett.
Doch Felix Mendelssohn Bartholdy hatte nicht nur Betty im Kopf, sondern vor allen Dingen Musik. Er verehrte Johann Sebastian Bach. Und studierte Beethovens avantgardistische Streichquartette. Die verspotteten die Zeitgenossen als verschroben, als unverständlich, als Verirrungen aus der Feder eines tauben Komponisten. Für jede Note, jeden Seufzer, jede harmonische Finesse von Opus 131 in a-Moll hatte sich der junge Komponist begeistert. Und bewältigte den Koloss musikalisch. Mit Opus Nummer 13 in a-Moll, originell von der ersten bis zur letzten Note.
"Im letzten Stück zupfte mich mein Nachbar, der Abbé Bardin, und sagte: 'Er hat das in einer seiner Symphonien.' - 'Wer?' sagte ich etwas ängstlich. - Beethoven, der Komponist dieses Quartetts sagte er mir wichtig. Es war sauersüß." schrieb der Mozart des 19. Jahrhunderts, wie sie ihn später verklärend nannten, mit einer Spur Ironie, nicht ohne Stolz aus Paris nach Berlin in die Leipziger Straße Nummer drei. Sein Opus Nummer 13 war aufgeführt worden im Conservatoire. Was wie bei Beethoven begann - endet nach viel Dramatik unerhört: leise, lyrisch wie eben nur bei Mendelssohn. Mit der Frage des Anfangs. Dem Lied ohne Worte, einer Reminszenz an ein schwärmerisches Gedicht, einer geheimen Botschaft gleich.
Felix Mendelssohn Bartholdy - Streichquartett Nr. 2, a-Moll, op. 13
Artemis Quartett
Konzertmitschnitt des WDR