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Peter Tschaikowsky Schwanensee

Die anmutig über die Bühne schwebenden Schwäne in der Originalchoreographie von Marius Petipa sind zum Inbegriff klassischen Balletts geworden. Tschaikowskys Musik zu "Schwanensee" ist aber weit mehr als nur Illustration eines durch Tanz dargestellten Märchens. Der Dirigent Kristjan Järvi hat aus der Partitur eine Konzertsuite zusammengestellt und eingespielt. Florian Heurich hat sich mit ihm darüber unterhalten.

Bildquelle: wikimedia commons

Die Geschichte ist altbekannt: Ein Prinz begegnet am See einer schönen Schwanenkönigin. Durch die Liebe eines Mannes kann sie wieder zum Menschen werden. Der Prinz schwört ihr ewige Treue. Er lässt sich jedoch auf einem Ball von einem bösen Zauberer täuschen und von dessen Tochter verführen. Er bricht seinen Schwur. Am Ende allerdings ist er für immer mit der Schwanenkönigin vereint.

Natur und Spiritualität

"Das Stück ist unglaublich facettenreich in den Dimensionen und Bedeutungen, die es eröffnet", sagt der Dirigent Kristjan Järvi. "Ich denke, alles hat mit Natur zu tun, mit Spiritualität und mit dem Ausloten verschiedener Musikstile. In Schwanensee findet man alles: etwa Mazurkas oder auch ungarische und spanische Tänze. Es ist sehr inspiriert. Und all das bringt einen zurück in ein farbenreiches, in ein nicht so sehr aristokratisches, sondern sehr ehrliches Russland. "

Dieses ehrliche und aufrichtige Russland kann man immer bei Tschaikowsky hören. Für mich ist diese Musik wirklich rein.
Kristjan Järvi

"Schwanensee" lebt vom Spannungsfeld zwischen einer realen, irdischen Musik in den Szenen am Hof des Prinzen mit ihren mondän-eleganten Klängen und funkelnden Tanznummern und dem lyrisch-elegischen Ton der Schwanenwelt. In diesen sogenannten "weißen Akten" weitet Tschaikowsky die Musik ins Transzendente. "Man muss immer zwischen den Zeilen lesen und sich seine eigene Geschichte erfinden", sagt Järvi. "Es wird nicht gesungen und nichts Konkretes erzählt. Es ist eine Pantomime, und dadurch werden Gefühle und Atmosphäre geschaffen. Es wird eine Richtung der Geschichte aufgezeigt, die Geschichte wird aber nicht eindeutig erzählt."

Nationaltänze als Bravournummern

Der Dirigent Kristjan Järvi | Bildquelle: Peter Adamik Der Dirigent Kristjan Järvi | Bildquelle: Peter Adamik Teil dieser Geschichte sind nicht nur die Momente zwischen dem Prinzen und der Schwanenkönigin, sondern auch die großen Tableaus und Gesellschaftsszenen, in denen die eigentliche Handlung durch verschiedene Nationaltänze unterbrochen wird. Ein Czardas, eine Mazurka, ein russischer, ein spanischer und ein neapolitanischer Tanz sind die Bravournummern für die Tänzer. Gerade die Konzertsuite, die Kristjan Järvi zusammengestellt hat, befreit Tschaikowskys Komposition jedoch von den Gesetzmäßigkeiten einer reinen Ballettmusik: "Für meine Aufnahme habe ich eine Suite erstellt, die wirklich für den Konzertsaal bestimmt ist und nicht fürs Ballett", erklärt der Dirigent. "Die ganze epische Geschichte entfaltet sich hier in chronologischer Reihenfolge, man braucht aber keine Choreographie, um sie zu verstehen. Wenn man die Handlung ein bisschen kennt, wird beim Hören alles klar."

Transzendenz am Schluss

Am Ende seiner Ballettmusik lässt Tschaikowsky das bekannte Thema, das schon mehrfach zuvor als Sinnbild der mystischen Naturwelt der Schwäne aufgetaucht ist, in all seiner dunklen Größe noch einmal aufwallen, wendet es aber gleich darauf in lichtes Dur. "Es geht ins Transzendente", erläutert Järvi diesen Moment. "Das bedeutet für mich diese Apotheose am Schluss: Transzendenz. Es wandelt sich in etwas Überirdisches. In die Ekstase."

Später Erfolg

Tschaikowsky konnte die ungeheure Popularität von "Schwanensee" übrigens nicht mehr miterleben. Die Moskauer Uraufführung 1877 war ein Misserfolg. Dafür war nicht nur die angeblich geschmacklose Inszenierung verantwortlich; auch das Publikum konnte eine derart komplexe Balletmusik, die weit mehr nach dramaturgischen und musikalischen Gesichtspunkten konzipiert war als nach tänzerischen, noch nicht gebührend schätzen.

Musik-Info

Peter Tschaikowsky: Suite aus "Schwanensee"

Gstaad Festival Orchestra
Leitung: Kristjan Järvi
Label: Sony Classical

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