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Robert Schumann Streichquartett Nr. 1 a-Moll

Robert und Clara Schumann sind zwei Jahre verheiratet. Ein bürgerliches Familienidyll? Er fühlt sich gestört, wenn sie Klavier übt. Sie langweilt sich, weil sie nicht mehr auf Konzertreise geht. Gemeinsam studieren sie immer wieder Partituren. Im Sommer 1842 sind es Streichquartette. Beethoven, Mozart, Haydn. Dann wagt sich Schumann, der mit Fantasiestücken auf dem Klavier begonnen hatte , an ein neues Werk: drei Quartette, Opus 41. Der Zyklus beginnt mit einem Werk in a-Moll. Wiebke Matyschok spricht über dieses Starke Stück mit drei Mitgliedern des Vogler-Quartetts.

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Das starke Stück

Schumann – Streichquartett a-Moll op. 41 / 1

Schon der Anfang vom Streichquartett a-Moll lässt aufhorchen: ein neuer Tonfall, leise, zart. Vier Instrumente, miteinander in ein Gespräch vertieft. "Andante espressivo" hat Schumann über dem Anfang seines ersten Streichquartetts notiert. Opus 41, Nummer eins. "Quartettistische Gedanken immer", hatte Robert Schumann schon früher einmal bemerkt und alle seine Versuche verworfen. Nun, im Alter von 32 Jahren, traut er sich.

Erstaufführung an Claras Geburtstag

"Ich kann über die Quartette Nichts sagen, als dass sie mich entzückten bis in's Kleinste." Clara Schumann ist begeistert: "Das ist Alles neu, dabei klar, fein durchgearbeitet und immer quartettmässig!". Sie feiert ihren 23. Geburtstag, als die erste Aufführung in ihrem musikalischen Salon im September 1842 stattfindet.

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Schwärmtage und Nächte

Robert und Clara Schumann | Bildquelle: Ernst Burger: "Robert Schumann. Eine Lebenschronik in Bildern und Dokumenten", Mainz 1998 Robert und Clara Schumann | Bildquelle: Ernst Burger: "Robert Schumann. Eine Lebenschronik in Bildern und Dokumenten", Mainz 1998 Leipzig, Inselstraße Nummer 5. Die Virtuose und der Komponist haben geladen zum zweiten Hochzeitstag, das erste Kind ist seit einem Jahr auf der Welt, und die erste Symphonie. Schumann will ein berühmter Komponist werden und die wachsende Familie allein ernähren. Klara soll nicht mehr als Virtuosin auf Reisen gehen. Im Sommer hatte das Paar Streichquartette studiert: Haydn, Mozart und Beethoven. Dann komponiert Schumann in kürzester Zeit drei Werke. "Schwärmtage und Nächte". Clara schwärzt seinen Eintrag im gemeinsamen Ehetagebuch. Schumann verfällt in Alkoholexzesse wie zu Studentenzeiten. Ein Schatten fällt auf das Idyll und verliert sich wieder. Florestan und Eusebius – die beiden Seelen des Robert S. – verstricken sich im ersten Satz des Quartetts.

Florestan und Eusebius

"Dieser ganze erste Satz entführt in eine ganz anderen Tonart, die mit dem Satz nichts zu tun hat", erklärt Tim Vogler vom Vogler Quartett. "Der ist dann in F-Dur. Das ist ganz merkwürdig – plötzlich ist man in diesem weichen F-Dur, was auch gekennzeichnet ist durch seine Lyrik am Anfang, die ja sich in der Person von Schumann wiederfindet in dem Bild von Eusebius. Der Träumerische, der Fantasievolle. Der in sich gekehrte. Das wechselt ab mit stürmischen Florestan-Passagen."

Schumanns Vorbilder

"Von Schumann wurden mir drei Violinquartetten vorgespielt, deren erstes mir ganz außerordentlich wohl gefiel." Auch Mendelssohn war eingeladen in den musikalischen Salon der Schumanns. Der schaut zu ihm "wie zu einem hohen Gebürge" auf und widmet dem Gewandhaus-Kapellmeister das neue Werk. Außerdem war Schumann beeindruckt von den späten Beethoven-Quartetten. Eine unerhört avantgardistische Musik, die der Komponist genau studierte, ehe er in nur zwei Monaten einen Zyklus dreier Quartette schrieb – in a-Moll, F-Dur, A-Dur. Drei Werke, die miteinander eng verwoben sind. Klassisch der Form nach, romantisch im Ausdruck. Sie klingen ganz anders als Beethovens waghalsige Experimente. Eine Musik voller Anspielungen, beim Hören kaum zu enträtseln.

Motiv der Doppelquinte

Das Vogler Quartett | Bildquelle: Christian Kern Das Vogler Quartett | Bildquelle: Christian Kern "Bei Schumann versinnbildlicht die Quinte angeblich den Namen Clara", sagt Tim Vogler. "Die fallende Quinte. Die Geschichte dahinter ist die, dass die beiden einen Geheimcode hatten. Und zwar hat Clara, als sie noch Klavierschülerin war und er Student bei ihrem Vater, ihrem Robert zur Ansicht auch Kompositionen geschickt. In einem Stück kam das Motiv der Doppelquinte vor, und er hat das Stück dann korrigiert und dann in seiner nächsten Komposition dieses Motiv verarbeitet. Er hat das ihr zurückgeschickt und sie gefragt, wie sie das findet. Seitdem ist dieses Motiv ein Sinnbild ihrer Liebe gewesen. Im a-Moll-Quartett gibt es auch Anklänge an diese Quinte. Das ist wirklich verwandt!"

Bei Schumann versinnbildlicht die Quinte angeblich den Namen Clara.
Tim Vogler vom Vogler Quartett

"Bestes Werk der frühen Zeit"

Klingende Liebesbriefe, verschlüsselten Botschaften, Melodien, die immer wieder um Clara kreisen. Ein Psychogramm in Tönen. Im Scherzo klingen Klavier-Miniaturen früherer Jahre nach: ein Geisterspuk. "Meine Quartette haben durch den Tod Mendelssohns, dem sie gewidmet sind, besondere Bedeutung wiedergewonnen". Schumann erinnert sich fünf Jahre später an sein Kammermusikjahr 1842, eine besonders glückliche Zeit in seinem Leben und an eine Musik, uraufgeführt als Geschenk zu Claras Geburtstag: "Ich betrachte sie immer noch als mein bestes Werk der frühen Zeit."

Musik-Info

Robert Schumann:
Streichquartett a-Moll op. 41/1

Vogler Quartett

Label:
RCA

Sendung: "Das starke Stück" am 16. Februar 2021, 19.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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