Die letzten Jahre seines Lebens waren für Dmitri Schostakowitsch eine einzige Qual. Er litt an Lungenkrebs, an einer zunehmenden Lähmung der Beine und Hände, was ihm das Komponieren beinahe unmöglich machte. Unter diesen Umständen schrieb Schostakowitsch in kürzester Zeit die Sonate für Bratsche - und zugleich sein musikalisches Testament.
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Das starke Stück
Schostakowitsch - Sonate für Viola und Klavier
Dmitri Schostakowitsch, der nie zuvor etwas für das Instrument komponierte, schrieb kurz vor seinem Tod eine große Sonate für die Bratsche. Wahrscheinlich eignet sich der gleichzeitig matte und leidenschaftliche Bratschenklang für die philosophische Betrachtung des gegangenen Lebensweges am besten.
In der Bratschensonate von Schostakowitsch herrscht ein besonderes, sich allmählich auflösendes Zeitgefühl. Man befindet sich weder im Heute, noch im Gestern, noch in der Zukunft, sondern in der Ewigkeit. Das gleichmäßig pulsierende Pizzicato der Bratsche zu Beginn des ersten Satzes zählt die letzten Momente des Lebens auf. Bald bleibt die Zeit für immer stehen.
Das Thema der Vergänglichkeit beschäftigt Schostakowitsch in seinem Spätwerk intensiv. Die Werke seiner letzten Jahre verwandeln sich in ein Requiem für ihn selbst - nicht zuletzt wegen seines immer schlechter werdenden Gesundheitszustandes.
Für die Komposition der ersten beiden Sätze benötigte Schostakowitsch nur zehn Tage. Doch dann sorgte ein Erstickungsanfall dafür, dass er ins Krankenhaus eingeliefert wurde: Lungenkrebs im Endstadium. Eine Woche vor seinem Tod beendete Schostakowitsch die Bratschensonate. Die Uraufführung seines letzten Werkes erlebte er nicht mehr - Schostakowitsch starb am 9. August 1975 in Moskau im Alter von 69 Jahren.
Dmitri Schostakowitsch: Sonate für Viola und Klavier, op. 147
Yuri Bashmet, Viola
Michael Muntian, Klavier
Label: RCA Bluebird