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Jean Sibelius Symphonie Nr. 5

Der Finne Jean Sibelius war auf der scheinbar niemals enden wollenden Suche nach dem perfekten Klang. Drei Anläufe brauchte er für seine Symphonie Nr. 5. Genannt hat Sibelius diesen langwierigen Entstehungsprozess von fünf Jahren ein "Ringen mit Gott".

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Starkes Stück

Jean Sibelius, Symphonie Nr. 5

Im Morast wähnte sich Jean Sibelius beim Komponieren. "Nur hie und da blitze ein Berg durch", meinte er in einem Brief an einen Freund. Und allein diese Aussicht hielt ihn über Jahre hinweg bei der Stange und machte ihm, trotz aller Zweifel und Verzweiflung, Mut, die Fünfte doch noch zu seiner Zufriedenheit zu vollenden.

Die wandernden Planeten

Für den ersten Satz der Endfassung hat Jean Sibelius die ersten beiden Sätze der Urfassung zusammengeschmolzen. Geradezu schwindelig wird einem im Laufe des Zuhörens: fast vom ersten Takt an beschleunigt Sibelius das Tempo. "Bei dieser Einleitung muss ich an die Bewegung von Planeten denken. Es sind Pendelbewegungen - die Oboen gehen dahin, die Klarinetten gehen dorthin, die Hörner und die Fagotte spielen eine absteigende Melodie. Mich erinnert das an ein Sonnensystem, in dem alles mit allem verbunden ist . Es ist wie ein Ballett der Planeten mit der Sonne als Mittelpunkt." Esa Pekka Salonen

Das eigenwillige Bild der wandernden Planeten findet sich in Sibelius' höchst eigenwilligen musikalischen Mitteln: Motive werden ungewöhnlich eng verwoben, so dass man sich bei jedem Hören über neue Nuancen wundert, das Tremolo in den Holzbläsern sorgt für galaktischen Wirbel, genauso wie die Verdichtung in der Dynamik. Immer wieder wird man von ungewöhnlichen wie auch ungewohnten Höreindrücken überrascht. "Ich glaube, dass Sibelius versucht hat, eine organische Form zu entwickeln, bei der  Dinge entstehen und sich dann in etwas völlig Anderes verwandeln. Man kann es mit der Evolution eines Schmetterlings vergleichen. Das erste Stadium ist die Larve, dann entsteht die Puppe und schließlich kommt der wunderschöne Schmetterling heraus. Ich glaube, daß Sibelius sich diese Art von Metamorphose vorgestellt hatte, die ihm aber nicht auf Anhieb gelungen ist." Esa Pekka Salonen

Der weiße Hase aus dem Hut

Schnurstracks geht der galaktische Wirbel in den zweiten Satz, ein Scherzo, über. Als hätte ein Zauberer plötzlich einen weißen Hasen aus dem Hut geholt. Ohne Vorwarnung und darum mit dem Aha-Effekt ganz auf seiner Seite. Hier haben wir es mit einer Art Recycling des ersten Satzes zu tun. Ganz besonders die Trompeten kokettieren in Fanfarenmanier mit Motiven des Kopfsatzes. Dabei scheuen sie sich nicht, richtig zu schmettern, ein dreifaches Forte lässt die Trommelfelle flirren.

Überraschend entspannend mutet im Vergleich zur bisherigen Experimentierlust der dritte Satz an, ein Andante. Fast volksliedhaft kommt das Thema daher. Und weil es sechs Mal wiederholt wird, wirkt der dritte Satz wie eine heimelige, naturbelassene Insel mitten in einem aufgewühlten See.

Schwäne als Inspiration

Rastlos, das heißt, ohne Zäsur schwimmt das Orchester nach einer langen Variation über das Thema des dritten Satzes ins Finale. Es gleitet elegant und flink hinüber, wie ein Kanu über kleine Stromschnellen. Doch die bleiben nicht klein. Die Streicher, beginnend mit den Bratschen, zeichnen einen auf und abwogende Linie, die immer heftiger wird. Bis wieder einmal die Holzbläser, gleich einer Staumauer, den Strudel zum stoppen bringen! Dann kommt das Thema, einprägsam wie ein Lied. 16 Schwäne, die über Sibelius flatterten, haben ihn dazu inspiriert.

"Rein emotional empfinde ich jedesmal das Lied im Finale wirklich sehr wirkungsvoll.  Auch in den Gesichtern der Musiker sehe ich, wie sehr sie von dieser seltsamen Kombination aus Noblesse und Traurigkeit  berührt werden. Es liegt auch ein Gefühl von Abschied darin. Durch ein sehr merkwürdiges Licht wird diese Stelle einfach einzigartig." Esa Pekka Salonen

In gewaltigen Sätzen, quasi mit Siebenmeilenstiefeln, schreitet nun das Orchester auf das Finale des Finalsatzes zu - auch hier denkt Sibelius überhaupt nicht daran, das Tempo ein wenig zu drosseln oder mildere Töne anzustimmen. Im Gegenteil. Quintensprünge, Sexten, Septime und schroffe, fast abgerissene Akkorde scheinen diese dritte Variante der fünften Sinfonie besiegeln zu wollen: "So muss es sein und kein bisschen anders!"

Musik-Info

Jean Sibelius: Symphonie Nr. 5

UBS Verbier Festival Orchestra
Leitung: Esa Pekka Salonen
Label: Medici

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