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Richard Strauss "Don Quixote"

Die Lektüre "Don Quijote" nach den mittelalterlichen Abenteuergeschichten des Spaniers Miguel de Cervantes, zu der Richard Strauss 1891 von Cosima Wagner angeregt wurde, muss den Komponisten nachhaltig beeindruckt haben. Sechs Jahre arbeitete er an der gleichnamigen symphonischen Dichtung, bevor sie schließlich am 8. März 1898 in Köln uraufgeführt wurde. Ulrich Möller-Arnsberg stellt das Werk gemeinsam mit dem Cellisten Maximilian Hornung und dem Bratschisten Hermann Menninghaus vor.

Bildquelle: Richard Strauss Institut/Bearbeitung: BR

Die Sendung zum Anhören

Wer den "Don Quixote" von Richard Strauss erlebt, hat ganz verschiedene Genres vor sich. Zum einen Variationen für Orchester, denn es gibt ein Thema, das in zehn stilistisch wechselnden Teilen immer neu verarbeitet wird. Zum anderen eine Symphonische Dichtung, weil literarische Geschichten, nämlich Don Quixotes Abenteuer, musikalisch umgesetzt werden. Und schließlich ein Instrumentalkonzert, weil vor dem Orchester ein Cellosolist agiert, der den Don Quixote verkörpert, dem zusätzlich noch eine Solo-Bratsche als Sancho Pansa zur Seite steht.

Das ist von vorne bis hinten ein Wurf.
Maximilian Hornung über den 'Don Quixote'

"Das ganze Stück ist der Wahnsinn", sagt Cellist Maximilian Hornung. "Also ich liebe diese Musik, weil gerade bei diesem Stück von Strauss, finde ich, überhaupt keine verkünstelte Emotion drin ist. Es ist alles da, und wenn es vielleicht verkünstelt erscheint, dann ist es gewollt in dem Moment. Das ist von vorne bis hinten ein Wurf, wenn man so will. Und besonders Spaß macht natürlich der Mittelteil, die Nachtwache." Während sich die "Nachtwache" aus Variation fünf zu einem poetischen Höhepunkt entwickelt – Don Quixote träumt von seiner geliebten Dulcinea – ist Variation sieben ganz auf Effekt getrimmt. Don und Sancho fliegen auf einem magischen Boot durch die Luft und verspüren Wind, wofür Richard Strauss im Orchester eigens eine Windmaschine vorsieht. 

Bildquelle: Bayerischer Rundfunk

Proben-Video

Bernard Haitink probt "Don Quixote" von Strauss

Humor statt Bierernst

"Der Interpret weiß ganz genau, dass Don Quixote wirklich selber an sich geglaubt hat", erklärt Bratschist Hermann Menninghaus die Doppeldeutigkeit des Stücks. "Dass er ein richtiger Ritter ist. Aber das Ergebnis, wie man sieht, geht ins Lächerliche, weil eben meistens doch etwas schiefgegangen ist. Und das ist genau das, was Strauss da komponiert hat. Also, dass alles mit Humor zu nehmen ist. Die Windmühlen, die starken Blechbläser. Es ist ja teilweise wahnsinnig laut und gewaltig. Aber es ist nie richtig ernst, sondern eben humorvoll."

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Großer Abgesang

Maximilian Hornung mit seinem Cello | Bildquelle: Marco Borggreve Maximilian Hornung | Bildquelle: Marco Borggreve Am Ende triumphiert das Cello als Hauptsoloinstrument. Im Finale wird der von lauter Illusionen lebende Don Quixote nochmal an seine Heldentaten erinnert. Das Cello hat einen großen Abgesang, bevor die Stimme Don Quixotes sozusagen unter den mitfühlenden Tränen aller anderen Instrumente  immer weiter auf der Bass-Saite herabrutscht und ins Nichts fällt. Aber nicht mit einem großen Rumms: Strauss hat den Tod des Don Quixote als ein sanftes Fallen vertont. "Es ist eine wirklich dunkle, verzweifelt suchende Stimmung", sagt Maximilian Hornung. "Die Coda am Schluss ist ein Traum für jeden Cellisten!"                

Musik-Info

Richard Strauss:
Don Quixote

Fantastische Variationen über ein Thema ritterlichen Charakters für großes Orchester, op. 35

Maximilian Hornung (Violoncello)
Hermann Menninghaus (Viola)
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Leitung: Bernard Haitink
Eigenproduktion des BR

Sendung: "Das starke Stück" am 12. April 2022, 19.05 Uhr auf BR-KLASSIK

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