Die sieben Todsünden von Kurt Weill orientieren sich zwar an den Todsünden, wie sie die katholische Kirche kennt, doch Weill gab diesen Sünden - zusammen mit Bertold Brecht - eine neue Lesart.
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Das starke Stück
Weill - Die sieben Todsünden
Faulheit, Stolz, Zorn, Völlerei, Unzucht, Habsucht und Neid - hier sind sie Lebens- und Leidensstationen der jungen Anna, die sich für ihre Familie aufopfert, die unter den Belastungen ihrer unmenschlichen Umwelt bereits zerbrochen ist - und sich schizophren wahrnimmt als Anna 1 und 2. Kurt Weill sah in diesem Werk auch den Part einer Ballerina vor, die die Anna tanzt. Doch zumeist wird darauf verzichtet. Die Aufspaltung der Person wird auch so deutlich. Anna wird dennoch durch Amerika getrieben, von einer Familie, die auf ihre Kosten ein bequemes Leben führen will, die ihr gerne Faulheit vorwirft, und die von einem Männerquartett gesungen wird.
"Die sieben Todsünden" sind 1933 in Paris entstanden, wohin Kurt Weill vor den Nationalsozialisten geflüchtet war. Ursprünglich wollte er den Schriftsteller Jean Cocteau als Texter engagieren, doch der hatte zuviel zu tun. Also holte sich Weill erneut Bert Brecht, mit dem er schon in Berlin zusammen gearbeitet hatte. Die 7 Todsünden wurden ihr letztes gemeinsames Projekt. Viel Erfolg hatte die beißende Satire nicht, vielleicht auch, weil die herbe Kapitalismuskritik für die damaligen Zeitgenossen nicht leicht zu verstehen war.
Kurt Weill: Die sieben Todsünden. Ballett mit Gesang in einem Prolog, sieben Bildern und einem Epilog
Ute Grerer, Sopran
Berlin Comedian Harmonists
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
HK Gruber, Leitung
Konzertmitschnitt