Valera, Venezuela, 7. Mai 1939: José Antonio Abreu wird geboren. "Die Welt kann auf die wundervollste Art und Weise verändert werden, wenn Kinder von klein auf an die Welt der Schönen Künste und der Ästhetik herangeführt werden." Diese Idee prägt das ganze Leben und Schaffen des Musikers und Ökonomen.
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1975 gründet Abreu in der Hauptstadt Caracas das soziale Musikprojekt "El Sistema". Es ermöglicht Kindern aus allen Schichten in Venezuela gemeinsamen Musikunterricht und soll so zu einer besseren Gesellschaft beitragen. Bald entstehen im ganzen Land Musikzentren, die Abreu fast bis zu seinem Tod im Jahr 2018 unermüdlich weiter ausbaut. Die daraus hervorgehenden Spitzenorchester und Musiker sorgen weltweit für Begeisterung – allen voran das Simon Bolívar Symphony Orchestra und Abreus Schüler: der Stardirigent Gustavo Dudamel. Nach und nach wird das Projekt auch zum Vorbild für soziale Musikprojekte auf der ganzen Welt. "El Sistema" ist José Antonio Abreus Lebenswerk.
Abreus Schüler: Stardirigent Gustavo Dudamel | Bildquelle: picture alliance / GEORG HOCHMUTH / APA / picturedesk.com Geboren wird der Enkel italienischer Einwanderer am 7. Mai 1939 in der kleinen venezolanischen Anden-Stadt Valera. Seine Großmutter Duilia bringt ihm singend die Welt der italienischen Opern näher. Der kleine José Antonio ist begeistert und darf schon bald Klavierunterricht nehmen. Seine Lehrerin unterrichtet alle Kinder, egal ob sie den Unterricht bezahlen können oder nicht. Geübt wird gleichzeitig an gespendeten Instrumenten, die im gleichen Raum stehen. Erfahrungen, die José Antonio Abreu prägen und die sich später in den Musikschulen von "El Sistema" wiederspiegeln. Dort ist der Unterricht kostenlos und es wird – häufig aus Platzmangel – im gleichen Raum geübt.
Man muss die täglichen Hindernisse jeden Tag mit Mut, Geduld und Ausdauer bewältigen.
Als José Antonio Abreu mit 36 Jahren das erste Orchester von "El Sistema" in einer Tiefgarage von Caracas gründet, ist er bereits Ökonomie-Professor und Abgeordneter im Kongress. Später wird seine starke Verbindung zur Politik häufig kritisiert. Er schafft es, von allen amtierenden Regierungen Unterstützung für "El Sistema" zu bekommen. Die Kehrseite der Medaille: Seit Beginn der populistischen Revolution des sozialistischen Präsidenten Hugo Chavez wird "El Sistema" durch die korrupte Regierung instrumentalisiert.
José Antonio Abreu ist sich immer des täglichen Kampfes ums Überleben bewusst, den viele Venezolaner führen müssen. "Tocar y Luchar" – "Spielen und Kämpfen": Mit diesem Motto will er die Kinder ermutigen, sich gegen alle Widrigkeiten durchzusetzen. "Man muss die täglichen Hindernisse jeden Tag mit Mut, Geduld und Ausdauer bewältigen", sagte Abreu. "Das ist, sozial betrachtet, auch die große Stärke von "El Sistema", das allen Widrigkeiten trotzt und beständig bleibt."
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