Bayreuth 7. August 1912. Der Kaufmann Archimede Rossi schreibt sich ins Register im Hotel "Goldener Anker" ein. Gemeinsam mit einer Dame, die nicht seine Ehefrau ist und mit der er Richard Wagners Bühnenweihfestspiel "Parsifal" besuchen wird. Archimede Rossi, zärtlich genannt "Giacomucci" oder, wenn's schneller gehen muss, "Mucci". Vorbehalten sind diese Kosenamen nur seiner Reisegefährtin, und die nennt der falsche Kaufmann aus Viareggio liebevoll "Busci" oder "Josi".
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Es ist der Komponist Giacomo Puccini, der sich hinter dem Pseudonym Archimede Rossi verbirgt. Der lügt schlimmer als Pinocchio, um seine Geliebte, die Münchner Baronin Josephine von Stengel zu treffen. Falsche Namen, falsche Orte, falsche Reisen und jede Menge falscher Alibis von Freunden - all das muss er sich ausdenken, weil ihm sein "Hausdrache" Elvira, also die Ehegattin, ansonsten den Garaus bereitet.
Über sechs Jahre hält die Liason. Für den Casanova Puccini ist das geradezu eine Ewigkeit. Josephine bringt eben eine Menge guter Eigenschaften mit: Sie liebt ihn zärtlich und voller Bewunderung, optimal für den Egozentriker Puccini, sie lebt getrennt vom eigenen Ehemann und praktischerweise meistens in Italien. Die Baronin spricht fließend Italienisch, spielt elegant Klavier, schätzt Puccinis Opern, mag Wagner und findet Richard Strauss einschläfernd. Besser kann es Puccini nicht erwischen!
Der Erste Weltkrieg zwingt das Paar jedoch dazu, seine Schäferstündchen in die neutrale Schweiz zu verlegen. Als der italienische Konsul Lunte riecht, verweigert er Puccini fortan das Visum für diese amouröse Art der Völkerverständigung. Was für ein politisches, unromantisches Ende von "Mucci" und "Josi"! Vergleichsweise einfach hat es da doch der Held in Wagners "Parsifal": Dank seiner Enthaltsamkeit kommt es zu keinem Techtelmechtel mit Kundry, und den Gral der Weisheit erhält er obendrein als Belohnung.
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PARSIFAL: Vorspiel | Conductor: Kirill Petrenko
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