Ein Brief kommt ins Haus. Ein Brief von Nikolai Rimskij-Korsakow. Ein Brief, der alles beendet. Ein Schlusswort nach 30 Jahren. Mili Balakirew hat es nicht anders erwartet. Dabei standen sie sich einst so nahe. Eines ist klar: Ohne ihn wäre Rimskij-Korsakow nie Komponist geworden.
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Es war Schicksal, dass der damals 17-jährige angehende Marine-Offizier Rimskij-Korsakow ihn kennenlernte: Mili Balakirew. Der war bereits ein erfahrener Komponist und erkannte das Talent des jungen Matrosen. Rimskij schloss sich Balakirew und seinem Kreis an: dem "Mächtigen Häuflein". Fünf Komponisten, ein Ziel: eine russische Nationalmusik erschaffen – fern von westlichen Vorbildern.
Anfangs schätzt Rimskij-Korsakow seinen väterlichen Freund. Doch dann beginnt der Zusammenhalt im "Mächtigen Häuflein" zu bröckeln. Jeder geht seinen eigenen Weg. Dabei lernt Rimskij-Korsakow auch die Musik Johann Sebastian Bachs kennen und lieben – Werke, die Balakirew als "schöne Jungfrauen, aber kalt und seelenlos" beschrieb. Eine von vielen Unstimmigkeiten.
Zwischen mir und Balakirew wird die Kluft immer größer.
Mili Balakirew | Bildquelle: picture-alliance/dpa Es ist ein schleichender Prozess der Entfremdung. Anfang der 90er-Jahre eskaliert die Situation: Rimskij-Korsakow verweigert einem Schüler Balakirews die Unterstützung. Balakirew seinerseits lehnt die Einladung zu einer Feier bei Rimskij-Korsakow ab. Nach einem letzten Gespräch unter vier Augen schreibt Balakirew an ihn: "Die Erneuerung persönlicher Beziehungen zwischen uns ist undenkbar. Erscheint es da nicht Ihrerseits falsch, mit mir wie mit einem Bekannten zu verkehren?"
Zugleich appelliert Balakirew daran, im Interesse der Hofsängerkapelle, für die beide arbeiten, nach außen den Schein der Eintracht zu wahren. Rimskij-Korsakow stimmt dem Vorschlag am 8. Januar 1891 zu. "Als ich Sie am Sonnabend verließ und einen Blick auf die Vergangenheit warf, kam ich zu dem Schluss, dass sich zwischen uns eine ausgesprochen offizielle Beziehung schon seit längerem herausgebildet hat", schrieb er dem ehemaligen Freund. "In der Kapelle soll selbstverständlich niemand von dem Bruch etwas merken. So sei es."
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