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Was heute geschah – 01. Oktober 1876 Anton Bruckner schreibt einen Bittbrief

Wien, 01. Oktober 1876. Anton Bruckner schreibt einen Bittbrief – an den Berliner Musikschriftsteller Wilhelm Tappert. Er hofft, dass Tappert ihm den Weg nach Berlin ebnen wird. Bruckner beklagt seine finanzielle Situation und sehnt sich nach Anerkennung als Komponist. Den Entwurf seiner Vierten Symphonie legt er dem Brief bei.

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"Auszeichnungen erhielt ich in London, wo ich viele Male konzertierte. Das sonst kalte Publikum applaudierte so heftig, dass ich bisweilen zweimal nach dem Schlusse noch improvisieren musste. Die englischen Zeitungen sprachen das höchste Lob. Als ich nach Bayreuth ging und Meister Wagner langsam die Partitur meiner Dritten durchblätterte empfing er mich mit einer Umarmung." Anton Bruckner verfasst eine Liste seiner jüngsten Erfolge und fügt sie einem Brief an den Berliner Musik Schriftsteller Wilhelm Tappert bei. Mit dieser Ode an die eigenen Errungenschaften will Bruckner Eindruck schinden, ja, er hofft, Tappert würde ihm den Weg nach Berlin ebnen. Denn in Berlin will Bruckner liebend gerne seine Vierte Symphonie uraufführen.

Kampf gegen Windmühlen

Mitleid erheischend vergießt Bruckner gleich noch einige Krokodilstränen ob seiner finanziellen Situation: "So lebe ich in Wien – lebhaft bedauernd, je hierher übersiedelt zu sein, da mir Unterstützung, Anerkennung und Existenzmittel mangeln." Was die Existenzmittel angeht, nimmt es Bruckner allerdings nicht so genau: Mit einem Einkommen von 2.000 Gulden lässt es sich im Jahr 1876 eigentlich gut leben. Ein Vorwand also. Bruckner sehnt sich nach Anerkennung als Komponist. In Wien ist es ein Kampf gegen Windmühlen: "Bei uns werden die Sachen erst gut, wenn sie von auswärts kommen." Umso größer seine Hoffnung, mit diesen Londoner Reputationen nach Berlin eingeladen zu werden. Den Entwurf seiner Vierten Symphonie legt er gleich bei und erarbeitet zudem auch noch einen Zeitplan bis zur Uraufführung.

Jahrelange Umarbeitung

Kaum ist das Paket verschickt, besinnt sich Bruckner plötzlich anders. Er geht noch einmal in sich und arbeitet die Vierte um. Ganze fünf Jahre lang. Der Dirigent Hans Richter springt schließlich für Bruckner in die Bresche. Allerdings nicht in Berlin. Am 20. Februar 1881 spielen die Wiener Philharmoniker Anton Bruckners "Romantische", seine Vierte Symphonie, und zwar in Wien.

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