Neapel, 16. Oktober 1690. Don Carlo Gesualdo da Venosa massakriert seine Ehefrau und ihren Geliebten. Auf dem Fußboden neben dem Schlafgemach finden die Diener am nächsten Morgen zwei leblose Körper: Don Fabrizio Carafa – er ist nur mit dem Nachtgewand einer Frau bekleidet, es ist braun von getrocknetem Blut –, und auf der Liege im selben Raum liegt Donna Maria D'Avalos, Gesualdos Ehefrau, mit zertrümmertem Schädel und aufgeschnittener Kehle.
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Dabei hatte doch alles so gut angefangen. Carlo, begabter Komponist und Erbe des Fürstenhauses Gesualdo in Neapel, ist 20 Jahre alt, als er seine Cousine Maria heiratet. Sie ist atemberaubend schön und nur wenig älter als er. Sie schenkt ihm den erwarteten Stammhalter, aber das Glück dauert nur vier Jahre. Gesualdo kommt dahinter, dass sie schon seit längerem diverse Liebschaften hat. Außer sich vor Eifersucht täuscht er einen Jagdausflug vor kehrt überraschend zurück, ertappt die beiden in flagranti und metzelt sie nieder – mit 53 Dolchstichen.
Nach herrschender Sitte ist der Mord zwar eine Sache der Ehre und der Gehörnte ist im Recht. Vorsichtshalber aber zieht sich Gesualdo auf seine Burg zurück, lässt dort zu seiner Sicherheit den Wald roden und wartet ab, ob sich die Familien der Opfer beruhigen. Und tatsächlich: Die Vendetta bleibt aus. Gesualdo gehört zur aristokratischen Elite und hat zu viel Einfluss. Das Gericht legt den Fall zu den Akten. Gesualdo lässt für alle Fälle ein Kloster mit Kapelle bauen.
Er heiratet wieder; mit der zweiten Ehe ist es aber auch nichts. Immerhin allerdings überlebt die Frau. Gesualdo, der Täter, der zum Opfer geworden ist, wird immer sonderlicher – verlässt seine Burg nicht mehr, geißelt sich, heißt es – und entwickelt sich zum Masochisten. Auch fängt er wieder an zu komponieren. Manisch-depressiv, würden wir heute sagen: das Wunder der Leidenschaft im einen Madrigal, und im nächsten Schmerz, Tod, Verzweiflung, schwärzester Abgrund. Das Ganze so chromatisch verschlungen wie das noch niemand vor ihm gemacht hat. Gesualdo nimmt keine Rücksicht mehr.
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