Leipzig, 13. September 1819: Clara Wieck geboren. Was hätte Claras Vater wohl zu dem 100-DM-Schein gesagt, auf dem das Bild seiner Tochter prangt und der quasi in jedermans Hosentasche steckte. Er, dem Geld so wichtig war und Robert Schumann deshalb "Meister Allesgeld" nannte? Vater Wieck wäre stolz gewesen, schließlich hat er alles darangesetzt, dass seine Tochter als Pianistin berühmt wird. Mit fünf bekommt sie ihre ersten Klavierstunden bei ihm, mit sieben sitzt sie täglich drei Stunden am Instrument: eine Stunde Unterricht, zwei Stunden üben.
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Clara hat keine leichte Kindheit, ihre Mutter, selbst Sängerin und Pianistin, ließ sich von ihrem Vater scheiden, als Clara vier Jahre alt ist. Erst als der Vater ihr Klavierunterricht gibt, lernt sie das Sprechen. Wieck baut behutsam aber zielstrebig an Claras Karriere: Zuerst spielt sie nur bei Hauskonzerten, mit neun tritt sie zum ersten Mal im Leipziger Gewandhaus auf, mit elf gibt sie ihr erstes Solokonzert. Der Beginn einer langen und außergewöhnlichen Karriere. Doch Claras enge Beziehung zum Vater, der Lehrer, Konzertmanager und autoritärer Erzieher in einer Person ist, stürzt sie in große innere Konflikte.
Als 1830 Robert Schumann auftaucht, um Klavierstunden bei Vater Wieck zu nehmen, verlieben sich die beiden ineinander. Sie wollen heiraten, aber Claras Vater ist strikt dagegen. Es folgt eine lange und sehr erbitterte Auseinandersetzung mit dem Vater, die schließlich vor Gericht endet. Erst 10 Jahre, nachdem sie sich kennengelernt hatten, können Clara und Robert heiraten.
Clara und Robert Schumann | Bildquelle: picture-alliance/dpa Eine Ehe, die für beide Seiten fruchtbar ist: Clara hilft mit, die Werke ihres Mannes bekannt zu machen, spielt sie in ihren Konzerten und gibt sie nach seinem Tod heraus. Beide tauschen sich über ihre Kompositionen aus, zitieren einander in ihren Werken. Aber da sind auch acht Schwangerschaften, die viel Kraft kosten, Roberts Depressionen und Claras Konflikt, einerseits ihr eigenes Künstlerdasein auszuleben, zu komponieren und als Pianistin aufzutreten, andererseits noch Ehefrau und Mutter zu sein.
Zum Bummeln habe ich so gar kein Talent. Es wird gleich so gar trüb in mir, wenn ich nicht tätig sein kann.
Erst als Robert Schumann 1856 in der Psychiatrie in Endenich stirbt, löst sich dieser Konflikt. Um die Familie zu ernähren, geht sie wieder auf die Konzertbühne, mit 59 bekommt sie als einzige Frau eine Stellung am Hoch'schen Konservatorium in Frankfurt. Mendelssohn und Brahms, mit dem sie möglicherweise auch eine Liebesbeziehung hatte, sind mit ihr befreundet, mit dem Geiger Joseph Joachim tritt sie häufig auf. "Zum Bummeln habe ich so gar kein Talent", resümiert die Pianistin. "Es wird gleich so gar trüb in mir, wenn ich nicht tätig sein kann."
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