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Was heute geschah – 14. Mai 1873 Brahms kommt nach Tutzing

14. Mai 1873: Johannes Brahms kommt nach Tutzing und schreibt keine Oper. Dabei hatte er eigentlich genau das vorgehabt. Sogar ein Libretto hatte er schon im Sinn. Letztlich sind es dann aber andere Genres, die Brahms in Tutzing in Angriff nahm.

Bildquelle: Christian Martin Schmidt: "Johannes Brahms und seine Zeit", Laaber 1983

Die Sendung zum Anhören

Wenn ein Künstler Urlaub macht, dann will er nicht nur die Füße hochlegen. Sondern er hofft auch auf Inspiration zum Arbeiten. Nach seiner Ankunft am Starnberger See mietet Johannes Brahms vielleicht auch deshalb das klapprige Klavier des Gasthauses. Vielleicht stimmt aber auch das Gerücht, der Komponist habe – um seine Ohren zu schonen – nur sichergehen wollen, dass kein anderer das Instrument malträtierte. Arbeiten tut er jedenfalls: Er will eine Oper schreiben und besucht mehrmals in München den Schriftsteller Paul Heyse, um über ein Libretto zu sprechen. Aber es wird nichts draus: Der Stoff über den heldenhaften "Ritter Bayard" war wohl keine Inspiration für Brahms. Sein Schaffen geht in eine andere Richtung.

Landschaftliches Erlebnis

Dieser viermonatige Sommeraufenthalt am Starnberger See war ein landschaftliches Erlebnis für Brahms. Er macht lange Spaziergänge am Ufer bis nach Possenhofen und blickt auf dem Rückweg bis ins Karwendel und Wettersteingebirge hinein. "Eben hatten wir ein prachtvolles Gewitter; der See war fast schwarz, an den Ufern herrlich grün; für gewöhnlich ist er blau, doch schöner, tiefblauer als der Himmel, dazu die Kette schneebedeckter Berge – man sieht sich nicht satt." So heißt es in einem Brief.

Sie entstanden in Tutzing: die "Haydn-Variationen"

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Brahms: Variations on a Theme by Haydn / Nikolaus Harnoncourt (1996) | Bildquelle: Bülow 18300108 (via YouTube)

Brahms: Variations on a Theme by Haydn / Nikolaus Harnoncourt (1996)

Durchbruch zum Symphoniker

In diesem Tutzinger Sommer tötet Brahms zwei Drachen. Zum einen fehlt in seinem Werk bisher die Gattung des Streichquartetts. Zwanzig an der Zahl soll er schon geschrieben, aber bald vernichtet haben. Hier entstehen jetzt die beiden Quartette Opus 51: ein düsteres in c-Moll und ein lieblicheres in a-Moll. Mindestens ebenso wichtig war für ihn, dass er sich endlich dem symphonischen Komponieren nähern konnte - mit den "Variationen über ein Thema von Joseph Haydn". Zuerst war eine Fassung für zwei Klaviere entstanden, dann macht er sich an eine Orchesterversion. Der Durchbruch zum Symphoniker ist geschafft.

WAS HEUTE GESCHAH

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 8:30 und 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

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