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Was heute geschah – 18. September 1970 Jimi Hendrix stirbt

Er war der wohl überwältigendste E-Gitarrist des 20. Jahrhunderts. In ganz kurzer Zeit erschütterten seine gewitternden Sounds die Rockmusik-Welt. Und brachen jäh ab: Denn der Amerikaner Jimi Hendrix starb bereits mit 27 Jahren – am 18. September 1970 in London.

Jimi Hendrix | Bildquelle: picture-alliance/dpa

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Die Sendung zum Anhören

Einen Blues-Song, den er selbst geschrieben hatte, spielte er von 1967 bis 1970 in diversen Versionen ein – war aber nie mit dem Ergebnis ganz zufrieden. "Hear my train a-coming" heißt der Song, und er handelt vom Entkommen aus schwierigen Situationen, aus der Not.

MIT TÖNEN AUS DER NOT

Mit Not war James Marshall Hendrix, geboren am 27. November 1942 in Seattle im Bundesstaat Washington, bereits in früher Kindheit konfrontiert worden: Von Alkoholmissbrauch und Gewalt war die Atmosphäre in seinem Elternhaus geprägt. Als die Eltern sich scheiden ließen, wuchs er bei seinem Vater auf. 1958 starb die Mutter, und der Vater nahm die Söhne nicht einmal zur Beerdigung mit, verabreichte ihnen stattdessen Whisky. Die Musik war für den jungen "Jimi" Trost und Ausweg. Mit vier lernte er Mundharmonika, mit vierzehn übte er auf einer Ukulele, die er im Müll gefunden hatte und die bald durch eine Gitarre ersetzt wurde. Mit neunzehn wurde er aus der Army vorzeitig entlassen, weil er zu viel ans Gitarre spielen dachte und sich auf nichts anderes konzentrieren konnte. Mit dreiundzwanzig begann er seinen Höhenflug als E-Gitarrensensation – und mit bereits siebenundzwanzig starb er. Aus dem "Train", der ein Fortkommen versprochen hatte, war ein Zug geworden, der eine junge Jahrhundertbegabung jäh aus dem Leben riss.

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Jimi Hendrix - Hear My Train A Comin' (Lyric Video) | Bildquelle: JimiHendrixVEVO (via YouTube)

Jimi Hendrix - Hear My Train A Comin' (Lyric Video)

LINKSHÄNDER MIT FLAMMENDER INTENSITÄT

Jimi Hendrix, ein Mann mit Wuschelmähne und bunter Flower-Power-Kleidung, der seine E-Gitarre andersherum hielt und bespannte, weil er Linkshänder war, ließ als Musiker andere blass aussehen. Er spielte die E-Gitarre mit flammender Intensität, traf die Saiten sogar präzise, wenn er sie mit den Zähnen anriss. Kollegen wie Pete Townshend von The Who – auch ein Revolutionär der E-Gitarre – und die Beatles waren tief beeindruckt von diesem cool-souveränen Saiten-Wirbelwind aus Seattle, Washington. Die Gründe lagen keineswegs nur im Spektakulären eines Musikers, der die US-Nationalhymne zum gewitternden Soundtrack einer kriegführenden Nation machte und auf der Bühne schon mal seine Gitarre anzündete, sie also nicht nur metaphorisch, sondern auch wirklich unter Feuer setzte. Das ganz Besondere am Spiel von Jimi Hendrix war eine in der Rock- und Popmusik bis dahin nie dagewesene Ausdruckskraft.

ER SPIELTE ERIC CLAPTON "AN DIE WAND"

So markante "Riffs" – also wiederholte, einprägsame Figuren, meist auf den tiefen Saiten – wie er spielte kaum jemand sonst, und in den Soli fand Hendrix zu einer improvisatorischen Freiheit, die damals in der Rockmusik allenfalls das Trio "Cream" um Gitarrist Eric Clapton ähnlich verwirklichen konnte. Allerdings schildert Eric Clapton, dass im Oktober 1966 der damals noch völlig unbekannte Hendrix für ein Blues-Stück bei Cream einstieg und ihn, Clapton, "an die Wand" gespielt habe. Dabei bewunderte Hendrix den schon Jahre vor ihm berühmten Clapton, sah ihn als Vorbild und erwies ihm in Konzerten immer wieder Reverenz. Doch neben diesem enormen Musiker konnten nur wenige bestehen. Viele von Hendrix' Aufnahmen, gerade aus Konzerten mit seinem Trio, zeigen ihn als einen Solisten von einer außergewöhnlichen Dichte: eine Musik, die stets voller inbrünstiger Kraft steckt und doch hochkontrolliert ist – und die in den guten Aufnahmen abseits jedes routinierten Leerlaufs ist: Sie ist existentiell.

EINE MELODIE ALS AUFSCHREI GEGEN DEN KRIEG

Höhepunkte in der allzu kurzen Laufbahn Jimi Hendrix' neben kraftvollen Studioaufnahmen so herausragender Songs wie "Hey, Joe", "Angel", "Little Wing", "Voodoo Child" oder "Manic Depression": die großen Festivals in Monterey und Woodstock (August 1969). In den Morgenstunden des 18. August als letzter Programmpunkt des Woodstock-Festivals setzte Hendrix mit seiner Interpretation der US-Nationalhymne ein Zeichen, das Musikgeschichte wurde: Als dröhnender Friedensappell vor dem Hintergrund des Vietnam-Kriegs ließ sich seine Interpretation verstehen – eine von klanglichen Querschlägern zerstobene Melodie, die zum Aufschrei mutierte.

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Jimi Hendrix - National Anthem U.S.A  (Woodstock 1969) | Bildquelle: user666 (via YouTube)

Jimi Hendrix - National Anthem U.S.A (Woodstock 1969)

TOD DURCH ALKOHOL UND SCHLAFTABLETTEN

Auf den Tag genau dreizehn Monate nach Woodstock dann dies: Hendrix, Weltstar und schwer drogensüchtig, ist bei seiner Freundin Monika Dannemann, einer deutschen Eiskunstlauftrainerin, im Samarkand Hotel in London. Spät abends fahren die beiden zu einer Party; zurück im Hotel essen sie nachts um drei Uhr Thunfisch-Sandwiches. Am späten Vormittag danach findet Dannemann Hendrix bewusstlos vor. In einer Klinik kann er nicht reanimiert werden. Um 12:45 Uhr am 18. September 1970 erklärt ein Arzt Jimi Hendrix für tot. Der möglicherweise größte E-Gitarrist des 20. Jahrhunderts hatte Alkohol und Schlaftabletten konsumiert und war an seinem Erbrochenen erstickt. Der Zug namens Schicksal zeigte sich an diesem Tag von seiner brutalsten Seite – Rockfans in aller Welt trauern noch heute darüber, dass dieser einzigartige Musiker diesem Schicksal nicht entkommen ist.

Was heute geschah

Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7.40 Uhr und um 16.40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.

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