Rimini, 20. Januar 1920 – Regisseur Federico Fellini kommt zur Welt. Er sei in einem fahrenden Zug geboren worden, in einem Erste-Klasse-Abteil. Zwischen Viserba und Riccione an der Adriaküste, fast genau in Rimini: Das kann man im Nachkriegsitalien über den Filmemacher in der Zeitung lesen.
Bildquelle: picture alliance / Sandro Becchetti/Leemage
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Dass der legendäre Filmemacher im Zug zur Welt kam, ist eine Legende, die Fellinis Biograf Tullio Kezich entlarvt: Am 20. Januar 1920 fuhren in Rimini keine Züge. Die Bahn streikte. Fellini kommt in der Wohnung der Familie zur Welt. Er sei nach einem Zirkusbesuch so vom Clown begeistert gewesen, dass er von zu Hause ausgerissen ist, um sich der Truppe anzuschließen. Das erzählt Fellini gern. Die Geschichte stimme aber gar nicht, heißt es immer wieder von Verwandten.
Über Träume zu sprechen, ist wie über Filme zu sprechen, weil das Kino sich der Sprache der Träume bedient.
Was soll’s – Fellini weiß: Träume sind der Stoff, aus dem magische Leinwandmomente entstehen. "Über Träume zu sprechen, ist wie über Filme zu sprechen, weil das Kino sich der Sprache der Träume bedient", sagt der Regisseur. "Jahre können wie im Flug vorbeiziehen und man kann einfach von einem Ort zum anderen springen."
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Amarcord Trailer (Federico Fellini, 1973)
Der kleine Federico liebt den Zirkus, das ist verbürgt. Und diese Liebe, die hat Zeit seines Lebens die Filme des großen italienischen Regisseurs geprägt. Da ist "La strada" mit seinen Schaustellern und Artisten, oder der halb dokumentarische Film "Die Clowns".
Im Komponisten Nino Rota findet Fellini einen idealen Partner. Der bescheidene Musiker liefert immer wieder neue Zirkusmelodien – viele orientieren sich an Julius Fuciks berühmtem "Einzug der Gladiatoren". Ein Stück, von dem Fellini regelrecht verzückt ist. Der britische Filmexperte Richard Dyer nennt Fellini den "musikalischsten aller Regisseure". Und tatsächlich: Der von Kindheitserinnerungen geprägte Film "Amarcord" zum Beispiel wirkt wie eine Operette, mit seinen Tableau-artigen Szenen und bunten Choreografien, wie dem Tanz der Haremsdamen im Grand Hotel.
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E la Nave Va (And the Ship Sails On) 1983- Federico Fellini
Umso mehr erstaunt es, dass Fellini für Musik wenig übrig hat. Die Bekehrungsversuche von engen Kollegen scheitern. "Kammermusik hält er nicht aus", heißt es zum Beispiel über ihn. Trotzdem dreht er Filme wie "Fellinis Schiff der Träume", in dem er auf einzigartige Weise die Opernwelt als überkandidelte Künstler-Aristokratie zeigt: Auf einem Dampfer, der gut erkennbar über ein Meer aus Plastikfolie schippert. Am Ende sitzt ein Nashorn in einem Rettungsboot – und man wünscht sich: Hätte Fellini doch mal eine Oper inszeniert!
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