Bonn, 20. November 1789. Johann van Beethoven geht in den Ruhestand. Es war kein ehrenvoller Abgang, kein fulminanter Schlussakkord einer beachtlichen Musikerkarriere, sondern ein unrühmliches Ende, bei dem man mit der Wahrung äußerer Form Schimpf und Schande zu bemänteln versuchte.
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Johann van Beethoven, "Tenorist am kurfürstlichen Hof in Bonn", ist 50 Jahre alt, als er sich von der Bühne zurückzieht. Der Grund für den vorzeitigen Ruhestand ist eine Erkrankung, die wie ein düsterer Schatten über der ganzen Familie liegt. Johann liebt den Weinbrand mehr als die Musik, die gesellige Kneipenrunde mehr als das Theater. Ludwig van Beethovens Vater ist Alkoholiker.
Beethovens Geburtshaus in Bonn | Bildquelle: Beethoven-Haus Bonn Um den Suchtkranken nicht öffentlich bloß zu stellen, aber auch, um den Unterhalt der Kinder zu sichern, entschließen sich die Bonner Hofbeamten zu einem geschickten Schachzug. Sie teilen Johanns Gehalt von 200 Reichsthalern. Die eine Hälfte erhält der verwitwete Johann von Beethoven, zumindest offiziell. Inoffiziell wird der gesamte Betrag jedoch seinem ältesten Sohn ausgehändigt. Und so übernimmt Ludwig van Beethoven im November 1789, und damit wenige Tage vor seinem neunzehnten Geburtstag eine Aufgabe, die für einen Jungen dieses Alters eine Überforderung sein muss: Er wird alleinig verantwortlich sowohl für einen Alkoholiker-Vater als auch für zwei minderjährige Brüder.
Erst drei Jahre später wird sich Ludwig van Beethoven zu einem Schritt entscheiden, den er immer wieder geplant, aber nie gewagt hat. Er verlässt seine Heimatstadt, um in Wien seine Karriere voranzutreiben. Die Donaumetropole wird er am 10. November 1792 erreichen. Eine Woche später stirbt Johann van Beethoven zuhause in Bonn.
Wenn wir die Ursachen für den schwierigen Charakter des erwachsenen Ludwig van Beethoven suchen, dann sind dies auch die familiären Sorgen, finanziellen Probleme und das Gefühl des Ausgestoßen-Seins seiner Jugendzeit.
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