Luzern, 25.08.1870. Cosima von Bülow, geborene Liszt, und Richard Wagner heiraten drei Wochen nach Cosimas Scheidung von Hans von Bülow. Seit sechseinhalb Jahren besteht ihre Beziehung mit Wagner bereits, und es existieren drei gemeinsame Kinder.
Bildquelle: picture alliance/Heritage Images
Was heute geschah – 25. August 1870
Richard Wagner und Cosima heiraten
"Möge ich würdig sein, Richards Namen zu tragen", sinniert Cosima. "Meine Andacht hat sich auf zwei Punkte gesammelt. Richards Wohl, dass ich es stets befördern konnte; Hansens Glück, dass es ihm fern von mir beschieden sei, ein heiteres Leben zu führen." Die unglückliche Ehe mit dem Dirigenten und Wagner-Jünger Hans von Bülow gehört seit drei Wochen der Vergangenheit an. Jetzt ist Cosima frei für den Meister, wie sie Richard nennt – den Mann, den sie seit sechseinhalb Jahren anbetet, mit dem sie bereits drei Kinder hat und dem sie für alle Zeiten uneingeschränkt dienen will.
Meine Verbindung mit Richard ist mir wie eine Palingenesis, eine Wiedergeburt, die mich der Vollkommenheit näher bringt.
Das Datum der Vermählung ist gut gewählt. Das Paar feiert am Geburtstag von König Ludwig II., Wagners Gönner und glühendster Verehrer. "Durch die Möglichkeit, gerade diesen für uns so unaussprechlich bedeutungsvollen Tag für unsere Trauung bestimmen zu können, ist uns ein weihevoller Wink des Schicksals zu Theil geworden", freut sich Cosima. Ein Glückwunschtelegramm des Regenten bleibt nicht aus. Er sei im Geiste bei ihnen – so lässt er verlauten. Um acht Uhr in der Früh stehen sich Braut und Bräutigam vor dem protestantischen Pfarrer Tschudi gegenüber, Cosima in einem extra für das Fest angefertigten Spitzenkleid. Wagner legt Wert auf edle Kleidung, ordert regelmäßig teure Garderoben aus der ganzen Welt. Dabei findet die Hochzeit mitten im Krieg zwischen Frankreich und Preußen statt. Ludwig hat gerade die bayerische Armee zur Unterstützung Preußens mobilisiert.
YouTube-Vorschau - es werden keine Daten von YouTube geladen.
Richard Wagner - Siegfried Idyll
Kein Wunder, dass nur die Trauzeugen – die Schriftstellerin Malwida von Meysenburg und der Dirigent Hans Richter – sowie die Nachbarn und einige Familienangehörige anwesend sind. Die erst vor kurzem noch zu Besuch gekommenen französischen Freunde fehlen ebenso wie Friedrich Nietzsche, der Verwundete in Frankreich pflegt. Und Vater Liszt – bisher auf Bülows Seite – wurde gar nicht erst eingeladen. Er erfährt aus der Zeitung, dass seine Tochter von nun an einen neuen Namen trägt. Immerhin ist die Liaison jetzt legalisiert. Die gesellschaftlichen Schranken sind aufgehoben!
Richard freut es, mich immer Frau Wagner nennen zu können … Mir ist es wie ein Traum, dass ich ihm wirklich genügen, ja ihn beglücken darf!
Unsere Reihe "Was heute geschah" zu bemerkenswerten Ereignissen der Musikgeschichte können Sie auch um 7:40 Uhr und um 16:40 Uhr auf BR-KLASSIK im Radio hören. Weitere Folgen zum Nachhören finden Sie hier.