Salzburg, 31. Januar 1826. Wolfgang Amadeus Mozarts Schwester Maria Anna, genannt "Nannerl", vermacht den Erlös des Requiems ihres Bruders an dessen Söhne. Diese sowie Mozarts Witwe waren ihr sehr dankbar dafür umso mehr, als Nannerl eigentlich als fast mittellos galt. Zu Unrecht, wie sich später herausstellen sollte ...
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Was heute geschah – 31. Januar 1826
Nannerl Mozart beschenkt ihre Neffen
Maria Anna von Berchthold zu Sonnenburg ist fast blind. Ihre Ohren aber funktionieren tadellos! Die 75-Jährige arbeitet als Klavierlehrerin, wenn auch die Anzahl ihrer Schüler inzwischen recht überschaubar ist. Entsprechend mager sind die Einkünfte aus dem Unterrichten. Das spricht sich bald herum in Salzburg, schließlich handelt es sich bei dieser Dame nicht um irgendeine "von und zu", die möglicherweise kurz vor dem Bankrott steht. Sondern um die Schwester von Wolfgang Amadeus Mozart, besser bekannt als "Nannerl".
Der Verleger Andre will sofort helfen und bietet der bescheidenen alten Dame eine Subskription aus einer Neuausgabe von Mozarts "Requiem" zu ihren Gunsten auszuschreiben. Doch Nannerl lehnt die Finanzspritze ab, weil sie nicht in der Öffentlichkeit stehen mag und weil sie sowieso genug zum Leben hat, wie sie immer wieder beteuert. Stattdessen nutzt sie die Gelegenheit, um ihre Neffen zu unterstützen. Verleger Andre gibt daraufhin in einer Zeitschrift bekannt: "Der volle Ertrag der Subskription auf das Requiem, welchen ich der Schwester des unsterblichen Tondichters zugedacht hatte, ist nunmehr durch deren edelmütige Willenserklärung vom 31. Jänner für beide Söhne des Verewigten bestimmt."
Mozarts Witwe Constanze | Bildquelle: picture alliance/Heritage Images Mozarts Witwe Constanze freut sich über diese unverhofften Einkünfte und ist gerührt über die Großzügigkeit der armen, alten Schwägerin. Jeden ihrer Söhne mahnt sie in einem Brief zur Dankbarkeit: "Ich habe zu bemerken, dass ich sicher erwarte und wünsche, dass du das Geschenk, welches dir durch die Willenserklärung deiner Tante zu Teil werden soll, mit Dank empfangen wirst. Deine Sache wäre es wohl, nun der Tante deine entsprechenden Gefühle zu bezeugen ... die Tante bekommt von dem Requiem ein Prachtexemplar!"
Als Nannerl Mozart, also Maria Anna von Berchthold zu Sonnenberg knapp drei Jahre später stirbt, überrascht sie alle mit einem recht ansehnlichen Nachlass: Die sparsam gelebt habende Frau hinterlässt 7.837 Gulden. Außerdem sorgsam behütete Mozart'sche Klavierwerke, kostbare Bett- und Leibwäsche, Brillant- und Rubinringe, Ohrgehänge aus Diamanten und aus Smaragden, edle Hauswäsche, reine Seidenkleider, Hüte, 49 Paar Strümpfe, zudem zahlreiche Kunstgegenstände und vier Haarnetze mit Locken!
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