Der Auftritt des "King of Swing" und seiner Big Band in der Carnegie Hall 1938 gilt bis heute als legendär. Dabei war der Weg dorthin nicht selbstverständlich. Aus ärmlichen Verhältnissen stammend, kam Benny Goodman nur durch Zufall zur Klarinette.
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Was halten Sie von Jazz, Mister Schoepp? Ich habe etwas davon in der Stadt gehört? Wäre es okay, wenn ich dieses Zeug auch spielen würde?
Mister Schoepp allerdings war davon nicht begeistert und reagierte mit den Worten: "Das ist doch keine Musik, mein Junge. Das ist Schrott. Nein, ich meine, du solltest lieber bei den Meistern bleiben." Franz Schoepp, deutschstämmiger Klarinettist des Chicago Symphony Orchestra, lehnte das seltsame Ansinnen des kurzbehosten Zehnjährigen, dem er Unterricht gab, rundheraus ab. Doch bei den Meistern, die der Lehrer meinte, blieb der Knabe nicht. Und er wurde selber einer: ein Meister des Jazz und der klassischen Musik - Benny Goodman.
Benny Goodmans Klarinette sang. Und sie sprach. Sie sprach zu vielen: Zu gestandenen Musikern, die einst das "fünfzehnjährige Würstchen", wie einer sagte, bewunderten, das "wie der Teufel" spielte. Zu Teenagern, die 1937 zu Tausenden ins New Yorker Paramount Theatre in ein Konzert von ihm strömten. Und zur ganzen Welt: Ihr setzte Goodman 1938 durch sein Carnegie Hall Concert ein Zeichen. Er adelte den Jazz im selben Jahr, in dem die Nazis in Deutschland diese Musik verfemten. Swing wurde in der heiligen Halle gespielt, u.a. der Standard "Blue Skies": Ein blauer Himmel tat sich für die Musik auch auf, wenn Goodman, der "King of Swing", spielte.
Dieser Himmel war nicht selbstverständlich. Goodman wurde 1909 in einem Viertel Chicagos geboren, in dem vor allem aus Osteuropa eingewanderte Juden wohnten. Goodmans Mutter stammte aus Russland, sein Vater aus Polen. Sie waren arm, Benny hatte elf Geschwister. Er erhielt Unterricht in der Synagoge. Die Klarinette bekam er, weil er so schmächtig war. Eine Tuba, wie einer seiner Brüder, hätte er nicht halten können.
Goodmans Erfolgsgeschichte ist fast wie ein Märchen. Neben Swing spielte er auch Mozart. Komponisten von Paul Hindemith bis Béla Bartók widmeten ihm Stücke – und er blieb aktiv bis ins Alter. Benny Goodman war einer der mitreißendsten Anwälte und Händler dessen, was andere vorher "Schrott" nannten. Er wusste es schlichtweg besser.
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