Festspielzeit 2024
Der Musiksommer mit BR-KLASSIK
In früheren Zeiten haben Kastraten mit ihrer Stimme die Menschen verzaubert. Durch einen operativen Eingriff konnten sie in den höchsten Lagen singen. Natürlich gibt es Kastraten schon lange nicht mehr, dafür aber Countertenöre. Ganz ohne Operation, sondern mit Gesangstechniken - Kopfstimme und Falsett - kann ihre Stimme auf Höhenflug gehen. Philippe Jaroussky ist ein solcher Überflieger - manche sagen sogar, der beste weltweit.
Bildquelle: © Simon Fowler für Warner Classics
"Die wichtigste Sache ist nicht, das Publikum zu beeindrucken, es ist das Publikum berühren." Davon ist Philippe Jaroussky überzeugt. Er selbst kam durch ein ebenso emotionales wie zufälliges Erlebnis zum Countergesang. Jaroussky war zwar schon mit den Fächern Geige, Klavier und Komposition an den Konservatorien von Versailles und Boulogne-Billancourt eingeschrieben, besuchte dann aber das Konzert eines französischen Countertenors. Sein Schlüsselerlebnis: "Ich war 18 und völlig begeistert. Sofort war mir klar: Ich will unbedingt ein Countertenor werden. In der ersten Unterrichtsstunde sagte mir meine Lehrerin: Ich bin nicht sicher, ob du das kannst. Und ich habe gesagt: Sie müssen mir vertrauen, ich weiß, dass ich ein Countertenor werde!"
Bildquelle: © Simon Fowler für Warner Classics Jaroussky ist seit seinem großen Durchbruch 1999 ein weltweit gefeierter Star. Seine Stimme wird oft mit der eines Engels verglichen. Eine Beschreibung, die Jaroussky eigentlich nicht gerne hört. Denn dank seiner Technik und Musikalität kann er ganz unterschiedlich auftreten: mit sinnlichem Timbre, virtuosesten Koloraturen oder leisen, melancholischen Tönen. Jaroussky kann seine Stimmfarbe variieren und auch sein Repertoire hat eine außergewöhnliche Spannbreite. Angefangen hat er mit barocken Opern und geistlicher Musik. Später sang er auch französische Lieder der Belle Époque und sogar zeitgenössische Opern. Inzwischen arbeitet er auch an deutschsprachigen Werken: Kantaten von Bach und Telemann. Um vollkommen frei über das Repertoire entscheiden zu können, hat Jaroussky bereits 2002 das "Ensemble Ataserse" gegründet.
In zehn Jahren will ich ein bisschen mehr dirigieren und etwas weniger singen.
Jaroussky ist ein neugieriger Musiker und lässt sich gerne auf Experimente ein. So wie er eher zufällig zum Gesang gekommen ist, möchte er auch seine musikalische Zukunft offen halten. Ideen hat er schon: "Vielleicht werde ich mein Repertoire wechseln. Ich kann mir vorstellen, noch die nächsten 15 Jahre zu singen, aber das ist für mich nicht die wichtigste Sache. Zum Beispiel möchte ich auch gerne dirigieren; ein Ensemble habe ich ja schon. Letztlich war ich immer ein Musiker und hoffe, ich werde ein Musiker bleiben."
Donnerstag, 26. August, 20:03 Uhr
Philippe Jaroussky (Countertenor)
Ensemble Ataserse
Opernarien des Barock
Aufgenommen im Konzerthaus Berlin am 12. Juli 2016