Das Landestheater Coburg zeigt zwei englischen Opern aus verschiedenen Jahrhunderten in einer Doppelpremiere: Henry Purcells Klassiker "Dido und Aeneas" und die wenig bekannte Oper "Riders to the sea" von Ralph Vaughan Williams. Erstmals ist diese Kombination auf einer deutschen Bühne zu sehen.
Bildquelle: © Andrea Kremper
Das Bühnenbild ist karg: nur ein Tisch, auf dem eine Frau Wäsche zusammenlegt. Hinter einem Türrahmen deutet die grau-blaue Struktur einer Wand das Meer an. "Riders to the sea" erzählt die Geschichte einer ärmlichen Fischerfamilie, die ihre Männer an das Meer verliert.
Ralph Vaughan Williams tragische Oper wurde zwischen den Weltkriegen erstmals aufgeführt. Genauso reduziert wie das Bühnenbild ist Vaughan Williams' monotone Musik, immer mal wieder von Meeresrauschen begleitet. In den Notenblättern hatte der Komponist den Einsatz einer "Sea Machine" verzeichnet, was Generalmusikdirektor Roland Kluttig vor ein Rechercheproblem stellte: "Ich habe mich in England erkundigt – niemand weiß, was eine Sea Machine ist. Man hat mir vorgeschlagen, eine Tonaufnahme zu nehmen. So machen wir das jetzt – das Meer ist also ganz naturalistisch da.“
Bevor das Meer im zweiten Teil der Doppelpremiere am Landestheater Coburg als Toneinspielung über die Bühne braust, erwartet die Zuschauer Henry Purcells Barockoper "Dido und Aeneas". Königin Dido hat ihrem toten Ehemann ewige Treue geschworen, verliebt sich jedoch in den trojanischen Held Aeneas - und wird von Zweifeln und der bösen List einer Hexe geplagt. Als Aeneas schließlich seinen Dienstpflichten gehorchend mit einem Schiff aufbricht, begeht Dido Selbstmord. Im Gegensatz zu "Riders to the sea" wirkt "Dido und Aeneas" eher opulent, mit zahlreichen Akteuren in barocken Kostümen. Die klare optische Trennung ist gewollt, erklärt Regisseur Tobias Heyder. Beide Aufführungen sollen für sich stehen wie zwei Exponate in einem Museum. "Wir haben uns in der Realisierung bewusst dagegen entschieden, die beiden Stück in ein Korsett zu stecken."
In beiden Opern geht es darum, wie Menschen mit dem Verlust geliebter Angehöriger umgehen.
Jede der beiden Opern dauert nur eine knappe Stunde – leichte Kost ist es dennoch nicht, findet Tobias Heyder. "Ich gebe zu, dass ich selbst sehr fremdle mit der englischen Musik. Es ist schwer, Purcells Klangsprache genau zu erspüren. Und ähnlich verhält es sich bei Vaughan Williams." Dass das Landestheater Coburg ausgerechnet zwei englische Opern gemeinsam auf die Bühne bringt, ist alles andere als Zufall. Seit der Hochzeit zwischen Prinz Albert vom Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha mit der britischen Königin Viktoria pflegt Coburg eine enge Beziehung nach England. Zuletzt wurden die englischen Opern "King Arthur" von Henry Purcell und "Savitri" von Gustav Holst erfolgreich aufgeführt.
Premiere
Samstag, 18. Juni 2016, 19.30 Uhr
Landestheater Coburg
Weitere Vorstellungen
Dienstag, 21. Juni
Freitag, 24. Juni
Donnerstag, 30. Juni
Sonntag, 3. Juli
Mittwoch, 6. Juli