Am 22. Januar bringt das Münchner Rundfunkorchester unter Andrew Parrott Mozarts Singspiel "Die verstellte Gärtnerin" zur Aufführung - die selten aufgeführte deutsche Fassung der "Finta gardiniera". Die Hauptrolle verkörpert Sandrine Piau. Im Interview spricht die französische Sopranistin über das Werk - und warum es ihr so viel Spaß macht, auf Deutsch zu singen.
Bildquelle: © Sandrine Expilly
Das Interview zum Anhören
BR-KLASSIK: Sandrine Piau, wie ist es für Sie, in deutscher Sprache zu singen? Sie haben ja schon einige Arien aus "La finta gardiniera" gesungen, aber eben auf Italienisch.
Sandrine Piau: Das ist wunderbar, auf Deutsch zu singen! Natürlich spreche ich nicht so gut. Ich finde diese Sprache musikalisch (skandiert): "Wer reitet so spät durch Nacht und Wind…". Mit Akzenten - und genau das haben wir im Französischen nicht; die französische Sprache ist ohne Akzente. Ich finde, Italienisch und Deutsch sind Sprachen für Sänger - wirklich toll. Aber ich muss viel üben! (lacht)
BR-KLASSIK: Das glaube ich. Sie sprechen ja auch Text.
Sandrine Piau: Ja, das wird absolut schrecklich! (lacht) Nein, ich habe ja auch schon in der "Zauberflöte" mitgewirkt. Außerdem haben wir einen Coach. Man kann viel lernen, und das ist eine Herausforderung. Außerdem: Die Figur der Violante Onesti, die ich singe, ist Ausländerin. Sie darf also ruhig ein bisschen exotisch sein - auch im Charakter: Sie ist gar nicht wirklich "da", sie ist verletzt, auch ein wenig dumm, sie ist im Grunde keine klare Figur.
BR-KLASSIK: Die Gefühle sind in dieser Oper ja auch so extrem; die Stimmung schlägt ständig um. Die beiden Arien zum Beispiel, die Sie singen, sind sehr unterschiedlich. Und es ist interessant, dass Sie sagen, diese Figur sei eigentlich gar nicht richtig "da". Woran liegt das?
Sandrine Piau: Ich bin eine Barocksängerin. Und das ist total barock, dass diese zwei Charaktere - Graf und Gräfin - völlig verrückt sind. Sie sprechen über Mythologie und so etwas - und sind eigentlich ganz woanders. Das ist etwas typisch Barockes - diese beiden dunklen und dramatischen Charaktere. Und bei Mozart gibt es einerseits immer Eleganz, aber andererseits eben auch etwas tief Ernstes.
BR-KLASSIK: Wenn der Charakter dieser Gräfin so verrückt ist: Ist es nicht schwierig, dies sängerisch darzustellen?
Sandrine Piau: Das finde ich nicht. Die Rolle ist eigentlich ein Geschenk. Man kann alles darstellen: Gräfin, Gärtnerin, Verrückte … Das kann auf der Bühne sehr lustig sein.
BR-KLASSIK: Die Oper spielt ja in einem Garten. Was ist dieser Garten: Natur, in der man sich selbst fühlen kann? Oder dreht man dort eher durch?
Sandrine Piau: Auf Französisch haben wir einen Ausdruck: "Jardin secret" - "Der geheimnisvolle Garten". Das bedeutet: Die Natur ist am Anfang freundlich, und dann verwandelt sie sich in einen Albtraum - so kann sie eben auch sein! Und diese Idee spielt für mich dabei eine Rolle - vielleicht, weil ich Französin bin. (lacht)
Die Fragen stellte Elgin Heuerding für BR-KLASSIK.
Sonntag, 22.1.2017, 19.00 Uhr
München, Prinzregententheater
Wolfgang Amadeus Mozart:
"Die verstellte Gärtnerin"
Singspielfassung von "La finta giardiniera" in drei Aufzügen (konzertant)
Sandrine Piau (Sopran)
Susanne Bernhard (Sopran)
Lydia Teuscher (Sopran)
Olivia Vermeulen (Mezzosopran)
Wolfang Ablinger-Sperrhacke (Tenor)
Julian Prégardien (Tenor)
Michael Kupfer-Radecky (Bariton)
Münchner Rundfunkorchester
Leitung: Andrew Parrott
Live-Übertragung auf BR-KLASSIK!