Sie war die Tochter eines Augenarztes. Für Auge und Ohr ihres Publikums sollte die Sängerin Lisa della Casa, die am 2. Februar 100 Jahre alt geworden wäre, gleichermaßen Betörendes bieten. Juwelen der Operndiskografie sind ihre Rolleninterpretationen von Arabella, Ariadne und Marschallin, was den Sektor Strauss betrifft. Aber auch ihre Darstellungen von Contessa Almaviva, Donna Anna und Elvira oder Fiordiligi im Ressort Mozart. BR-KLASSIK-Opernredakteur Volkmar Fischer hat fünf Dokumente der Jubilarin ausgesucht – in Bild und Ton.
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Es sind atemberaubende Qualitäten des Timbres und der silbern glänzenden Höhe, die dafür gesorgt haben, dass Lisa della Casa in den 1950er Jahren zur unumstrittenen Idealbesetzung der Arabella wurde (in Richard Strauss' und Hugo von Hofmannsthals letzter Komödie "Arabella"). Kein Wunder, dass man der schönen Frau mit der schönen Stimme den Kosenamen "Arabellissima" gab!
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Wenn die für Soprane bei Strauss typischen Höhenflüge melismenreich abheben und nach den Sternen greifen, war Lisa della Casa ganz und gar in ihrem Element: nicht nur in diversen Opernpartien, sondern natürlich auch bei den "Vier letzten Liedern". Die Intelligenz ihrer Artikulation machte die jeweiligen Gedichte zu bewegender Lyrik – durch die Vertonung geadelt.
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Lisa Della Casa - R.Strauss: "Vier letzte Lieder" (Wien, 1953)
Nicht nur unter Aspekten der Atemtechnik hat Lisa della Casa die für sie eigentlich abseits des Repertoires liegende Rolle der Tosca bravourös gemeistert: Für die verzweifelte Liebeserklärung an die Gesangskunst, die berühmte Arie "Vissi d’arte", schmückte die Sängerin ihren Sopran mit anrührendem Trauerflor. Im folgenden Moment des Dramas wird Tosca aus Notwehr zur Mörderin an Fiesling Scarpia.
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Lisa Della Casa "Nur der Schönheit" Tosca
Den Wunsch nach Textverständlichkeit wissen Soprane aufgrund der hohen Lage, in der sie sich bewegen, nicht immer zu erfüllen. Die plastische Phrasierungskunst von Lisa della Casa kam auch Klavierliedern von Schubert zugute: Indem ihr hier naturgemäß nur ein einziges Instrument zur Seite stand, galt alle Konzentration des Hörers der Sängerin – wunderbar!
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Lisa della Casa; "Auf dem Wasser zu singen"; Franz Schubert
Zwei verschiedene Partien von Mozarts "Don Giovanni" hatte Lisa della Casa im Repertoire: Donna Elvira und Donna Anna. Ihre stimmlichen Tugenden konnte sie dabei prachtvoll entfalten – mal so, mal so. Und immer war ihr Gesang getragen und durchdrungen von genau der Eleganz, die Mozart bei der Konzeption der beiden Frauenfiguren vorgeschwebt haben dürfte.
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Lisa della Casa sings "Mi tradi"