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Serie - Opernberufe Die Garderobenfrau

Sie verwahrt alles, was nicht mit in den Zuschauerraum soll: Mäntel, Taschen - und auch Hunde. Gesine Schröder ist Garderobenfrau an der Bayerischen Staatsoper. Hier erzählt sie von ihrem Beruf.

Bildquelle: imago/imagebroker

Serie: Opernberufe

Die Garderobenfrau

"Kurz vor Einlass, da hat man manchmal noch so 15 Leute, die einem ihre Sachen hinknallen. Und da muss man ganz schnell die Garderobenmarken ausgeben. Es kann dann schon mal zu Verwechslungen kommen, was peinlich ist. Manche ärgern sich deswegen - dann muss man einfach ruhig bleiben."

Gelassenheit hinterm Tresen

Im Ruhigbleiben hat Gesine Schröder inzwischen Routine. Seit acht Jahren arbeitet sie als Angestellte der Sicherheitsfirma "Meier" für die Münchner Staatsoper. Gelassen und freundlich steht die 54-Jährige hinter dem Garderobentresen im 2. Rang - in schwarzem Rock, weißer Bluse und schwarzem Blazer. Sie leiht Operngläser und Kissen aus und nimmt alles entgegen, was nicht mit in den Zuschauerraum soll: Mäntel, Taschen, tropfende Regenschirme, Instrumente - und sogar Tiere. Gesine Schröder erinnert sich gerne an einen Blindenhund, den sie während der Vorstellung Gassi führen musste. Zwischen 15 und 20 Garderobenfrauen sind bei jeder Vorstellung vor Ort. Für die meisten ist es ein Nebenjob auf 450 Euro-Basis. Auch Gesine Schröder hat so angefangen. Mittlerweile arbeitet sie hauptberuflich als Garderobenfrau und verbringt fast jeden Abend in der Oper.

Zur Geschichte des Berufs

Die Garderoben für die Zuschauer befinden sich meist in der Nähe des Foyers, also im Eingangsbereich der Oper - in größeren Häusern aber auch in den oberen Stockwerken. Das Wort Garderobe kommt vom französischen "garde-robe", was übersetzt "Verwahrung" oder auch "Bewachung der Kleider" heißt. Damit die im Wort versprochene Sicherheit aber auch wirklich gegeben ist, gibt es die Garderobenfrau. Sie nimmt an der Garderobentheke die Mäntel, Schirme oder anderes Gepäck der Opernbesucher in Empfang – und hängt sie an einen der durchnummerierten Haken im Innern ihrer Garderobe. Für jeden Haken gibt es mit entsprechender Nummer eine Garderobenmarke, die die Garderobenfrau an die Opernbesucher ausgibt. Manche Häuser bieten den Service kostenlos an. Nach der Vorstellung gibt sie die von ihr verwahrten Stücke gegen Vorzeigen der Garderobenmarke wieder zurück. Wie der Name des Berufs nahe legt, galt er lange als typisch weiblich. Heute gibt es aber auch Garderobenmänner.

Wenn Festspielzeit ist, kommt die ganze Welt hierher.
Gesine Schröder, Garderobenfrau an der Bayerische Staatsoper

Die Garderobenfrau hinterlässt den ersten Eindruck bei den Opernbesuchern - und den letzten, bevor sie gehen. Viele Gäste kommen mehrmals pro Woche. Gesine Schröder kennt das Stammpublikum inzwischen persönlich - und seine Eigenheiten. Während die Gäste sich im Saal die Vorstellung ansehen, muss sie an der Garderobe bleiben und aufpassen. Über einen Lautsprecher kann sie immerhin die Musik mithören. Für die Wartezeiten hat sie immer einen dicken Roman dabei. Wenn dann der Applaus abebbt und die Saaltüren aufgehen, beginnt der stressigste Teil ihrer Arbeit. "Bis zu 60 Leute stürmen auf einen zu." Männer seien oft schon nach zwei, drei Sekunden ungeduldig, erzählt Gesine Schröder mit einem Augenzwinkern. "Sie holen generell immer die Garderobe, während ihre Frauen noch auf der Toilette sind."

Stresstest Kindervorstellung

Aber was ist eigentlich der anstrengendste Tag im Leben einer Garderobenfrau? Die Kindervorstellung im Dezember am zweiten Weihnachtsfeiertag, erzählt sie: "Das Wetter ist vielleicht auch noch schlecht. Die Mütter sind gestresst und entnervt, die Väter gehen meistens rum und versuchen, irgendwelche organisatorischen Sachen zu erledigen. Und die Kinder sind enthemmt", lacht Gesine Schröder. "Ja, das fordert uns dann schon."

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