Vorhang auf, Licht an und das war’s? Keineswegs. Die Beleuchtung auf der Bühne ist eine Kunst für sich. Auch in der Oper arbeiten heutzutage Lichtdesigner, die ein genaues Konzept für den Ablauf einer Vorstellung entwerfen. Michael Heidinger ist Lichtdesigner und Leiter der Beleuchtungsabteilung des Münchner Gärtnerplatztheaters. BR-KLASSIK hat ihn bei der Arbeit besucht.
Bildquelle: © Thomas Dashuber
Bei der Produktion von Bellinis Oper "La Sonnambula" im Münchner Prinzregententheater kommen rund 200 bis 300 Scheinwerfer zum Einsatz. Einige leuchten frontal auf die Bühne, andere seitlich, wieder andere von oben. Viele von ihnen sind beweglich und verändern während der Vorstellung Position, Farbe und Lichtintensität - je nachdem, wie es vorher einprogrammiert wurde.
Lichtdesigner Michael Heidinger | Bildquelle: © Christian POGO Zach Michael Heidinger steht auf der Bühne und kontrolliert die Beleuchtung der Scheinwerfer, die sein Kollege von einem Pult aus bedient. "Wir haben hier verschiedene 'Moving Lights' oben hängen und schauen, dass die zueinander gleich arbeiten", erzählt Heidinger. "Auch von der Schärfe, Größe und Farbe her. Das machen wir für alle Scheinwerfer hier, damit sie symmetrisch sind. Und wir versuchen hier einen sehr natürlichen, aber doch für das Auge schönen Raum zu schaffen." Bei der Beleuchtungsprobe wird alles nochmal ganz genau überprüft. Es wäre schlecht, wenn ein Scheinwerfer am Abend anginge, den das Team vorher nicht kontrolliert habe, sagt Heidinger: "Der könnte theoretisch das ganze Stück kaputt machen."
Die Beleuchtung ist keineswegs nur dafür da, dass es auf der Bühne hell ist. Sie ist auch für die Dramaturgie wichtig. Mit dem Licht werden ganz gezielt Stimmungen erzeugt, etwa über Farben oder Schablonen, die Muster auf den Boden zeichnen. In "La Sonnambula" spielt Lichtdesigner Michael Heidinger vor allem mit warmen und kalten Farbtemperaturen: "Ich habe einerseits dieses düstere, nachmittags-neblige Licht und andererseits diese wärmere Morgenstimmung mit direkter Sonneneinstrahlung - wie ein altes Gemälde. Das war unsere Vorlage für das Lichtdesign."
Probenbeginn von "La Sonnambula" mit dem Regiesseur Michael Sturminger | Bildquelle: © Thomas Dashuber Bei seiner Arbeit muss sich Michael Heidinger mit den Ideen von Regisseur, Bühnenbildner und Kostümbildnerin abstimmen. In der Beleuchtungsprobe geht es dann um die Feinjustierung. So soll in "La Sonnambula" beispielsweise ein breiter Lichtstrahl exakt durch ein Fenster ins Zimmer scheinen, das auf einem fahrbaren Wagen in den Vordergrund der Bühne gerollt ist – für keinen der Beteiligten eine leichte Aufgabe.
Das Theater war immer meins, schon als kleines Kind
Es gibt verschiedene Wege, um Lichtdesigner zu werden. Viele fangen als Beleuchter an, deren Einstiegsgehalt bei rund 1.500 Euro netto liegt. Michael Heidinger hingegen hat von Jugend an Erfahrungen als Lichtdesigner in den Off-Theatern Wiens gesammelt - oft unbezahlt. Ein technisches Verständnis und auch die Liebe zur Musik sind, gerade im Bereich Oper, in seinem Beruf unerlässlich, sagt Michael Heidinger. Er habe zwar ich eine technische Ausbildung, wusste aber immer schon, dass er zum Theater wolle. "Und ich hab mich immer fürs Licht interessiert, weil das die schnellste und stärkste Veränderung auf einer Bühne sein kann."
Schlafwandelszene bei "La Sonnambula" am Gärtnerplatztheater | Bildquelle: © Thomas Dashuber Die Wirkung des Lichts ist nicht zu unterschätzen. Oft wird ganz subtil damit gearbeitet. So macht sich Michael Heidinger sogar über die Beleuchtung beim Schlussapplaus Gedanken, der stilistisch und von der Ästhetik her das Stück widerspiegeln müsse, so der Lichtdesigner. Der große Aufhänger bei "La Sonnambula" sei die Schlafwandelszene der Hauptfigur. "Da arbeiten wir mit einem speziellen Blauton. Und genau diese Farbe des Blaus wiederholt sich in der Schlussstimmung. Wir verabschieden uns mit dem Bild des Schlafwandelns von Amina, der Heldin der Oper."