In der Ära von Staatsopernintendant Sir Peter Jonas sorgte das Gespann Jonas-Alden für Kontroversen, Jubel und wurde zum Kult. Nach elf Jahren kehrt jetzt der US-Regisseur David Alden an die Bayerische Staatsoper zurück - und inszeniert Rossinis "Semiramide". Die Titelpartie singt Joyce DiDonato, BR-KLASSIK überträgt die Premiere live.
Bildquelle: © Wilfried Hösl
Rossinis letzte in und für Italien geschriebene Opera seria "Semiramide" nimmt in seinem Opernschaffen eine besondere Stellung ein. Zum einen zählte dieses Werk in den 20er Jahren des 19. Jahrhunderts zu den meistgespielten Opern des Komponisten und erzielte bei der Uraufführung am 3. Februar 1823 einen so großen Erfolg, dass es einen Monat lang fast täglich wiederholt werden musste. Zum anderen fasste Rossini darin noch einmal seine ganze italienische Opernerfahrung zusammen und führte die Opera seria zu einem Höhepunkt. Dabei weicht das Stück in vielen Punkten von der damaligen norditalienischen Tradition ab. So können die beiden Hauptpartien kein Liebespaar bilden, weil es sich dabei um Mutter und Sohn handelt. Auch die Ermordung der Titelpartie stellt für die damaligen Verhältnisse in Norditalien ein absolut untypisches Ende dar.
15 Jahre bevor die eigentliche Handlung in Gioacchino Rossinis Oper "Semiramide" beginnt, hat die Titelheldin ihren Gatten, den alten König, mit Hilfe ihres Liebhabers Assur vergiftet. Seit diesem Anschlag gilt ihr junger Sohn Ninia als tot. Der wurde jedoch gerettet und wuchs - ohne seine Herkunft zu kennen - zu dem jungen Feldherrn Arsace heran, in den sich Semiramide, die einsame Königin von Babylon, verliebt. Von Assur, der nun selbst König werden will, hat sie sich entfremdet. Von Beginn an ist das an die Ödipus Geschichte erinnernde Drama für die schuldbeladene Semiramide hoffnungslos. Es geht um Rachemord und Mutterliebe und das Aufbegehren gegen die Vorhersagen des Orakels.
In München wurde die Oper bereits ein gutes Jahr nach der Uraufführung am 12. März 1824 erstmals am königlichen Hoftheater in der Residenz aufgeführt. Danach war sie über 150 Jahre hier nicht mehr zu sehen. Nun kehrt der US-Amerikaner David Alden zurück an die Bayerische Staatsoper und führt in dieser Produktion Regie. Für ihn hat vor allem der Machtkampf zwischen Religion und Politik in der Opernhandlung hohe Aktualität. Die Oper spielt im antiken Assyrien, Alden macht für seine Produktion daraus eine Mischung aus Nordkorea und dem Nahen Osten.
Wir haben unsere eigene Welt geschaffen, es sieht ein bisschen aus wie Bagdad.
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Alex Esposito als Assur und Chor der Bayerischen Staatsoper | Bildquelle: © Wilfried Hösl
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Alex Esposito als Assur | Bildquelle: © Wilfried Hösl
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Daniela Barcellona als Arsace, Alex Esposito als Assur | Bildquelle: © Wilfried Hösl
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Elsa Benoit als Azema | Bildquelle: © Wilfried Hösl
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Joyce DiDonato als Semiramide | Bildquelle: © Wilfried Hösl
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Daniela Barcellona als Arsace und Ensemble und Chor der Bayerischen Staatsoper | Bildquelle: © Wilfried Hösl
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Daniela Barcellona als Arsace, Joyce DiDonato als Semiramide, Alex Esposito als Assur | Bildquelle: © Wilfried Hösl
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Chor der Bayerischen Staatsoper | Bildquelle: © Wilfried Hösl
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Joyce DiDonato als Semiramide, Simone Alberghini als Oroe, Alex Esposito als Assur | Bildquelle: © Wilfried Hösl
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Alex Esposito als Assur, Joyce DiDonato als Semiramide, Daniela Barcellona als Arsace, Lawrence Brownlee als Idreno | Bildquelle: © Wilfried Hösl
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Alex Esposito als Assur, Joyce DiDonato als Semiramide, Daniela Barcellona als Arsace, Chor der Bayerischen Staatsoper | Bildquelle: © Wilfried Hösl
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Alex Esposito als Assur, Daniela Barcellona als Arsace | Bildquelle: © Wilfried Hösl
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Alex Esposito als Assur und Chor der Bayerischen Staatsoper | Bildquelle: © Wilfried Hösl
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Alex Esposito als Assur und Chor der Bayerischen Staatsoper | Bildquelle: © Wilfried Hösl
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Ensemble und Chor der Bayerischen Staatsoper | Bildquelle: © Wilfried Hösl
Der Dirigent Michele Mariotti hat Rossinis Musik sozusagen mit der Muttermilch aufgesogen: Er wurde 1979 in der Rossini-Stadt Pesaro geboren, sein Vater war dort langjähriger Generalintendant des Rossini Festivals. Mariotti hat bereits viel Rossini dirigiert, mit "Semiramide" beschäftigte er sich seit seiner Jugend. Doch erst jetzt dirigiert er die Oper erstmals. Und damit gibt der Musikchef des Teatro Communale di Bologna zugleich sein Hausdebüt an der Bayerischen Staatsoper.
Die Musik zu Semiramide ist so stark und gewaltig, ironisch, aufgeregt, lieblich. Hier kommen all diese Stimmungen zusammen.
Rossini hat auch die langjährige Karriere der amerikanischen Mezzosopranistin Joyce DiDonato geprägt. Partien wie Rosina, Cenerentola, oder Elena in "La Donna del Largo" haben ihr den Weg zur "Semiramide" geebnet, mit der sie jetzt an der Bayerischen Staatsoper ihr Rollendebüt gibt. "Stimmlich enthält diese Partie ein außerordentlich dramatisches Flair", sagt Joyce DiDonato. "Wäre ich ihr vor vier, fünf Jahren begegnet, hätte ich sie zwar singen können, aber ohne diese Sinngebung, mit der ich jetzt von ihr Besitz ergriffen habe."
Regie: David Alden
Musikalische Leitung: Michele Mariotti
Titelpartie: Joyce DiDonato
Premiere: Sonntag, 12. Februar um 18.00 Uhr.
BR-KLASSIK überträgt live ab 18.00 Uhr, ab 17.30 Uhr begrüßt Dorothea Hußlein zur Sendung "Foyer" mit Gesprächen und Reportagen zur Neuproduktion.