In der Ära von Sir Peter Jonas (1993 – 2006) war er der Hausregisseur an der Bayerischen Staatsoper: David Alden. 15 Inszenierungen hat der 1949 geborene Amerikaner in dieser Zeit auf die Bühne gebracht - so viele wie kein anderer. Mit "Semiramide" von Gioacchino Rossini führt er jetzt nach langer Zeit wieder Regie in München. Ein kleiner Rückblick auf drei exemplarische Regiearbeiten Aldens.
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"Zunächst sollten erst ein paar Jahre verstreichen ohne David Alden in München", meinte der Regisseur 2005 auf die Frage, ob er auch unter dem kommenden Staatsintendanten Nikolaus Bachler an der Bayerischen Staatsoper inszenieren würde. Und fügte lachend hinzu: "Ich denke, das wäre gut". Ob er geahnt hat, dass es elf Jahre dauern würde? Das Gespann Jonas-Alden stand in erster Linie für aktuelle Produktionen von Barockopern. Damit sorgten die Beiden für Kontroversen, Jubel und wurden Kult. Derweil war dieses Genre vor Jonas Amtsantritt in München stark unterbesetzt. Das endete schlagartig - mit einem Skandal. Der umfallende riesige Dinosaurier in Georg Friedrich Händels "Giulio Cesare" in der Inszenierung von Richard Jones sorgte erst für Buh-Orkane und läutete dann doch die Barockrenaissance in München ein. Die beteiligten Regisseure waren vornehmlich aus dem angelsächsischen Sprachraum. Sie brachen verstaubte Krusten einer hehren, puderperückigen Barockzeit auf und setzten die Opern durch skurrilen Trash, knallige Farben und viel Humor völlig neu in Szene. Bald machte für diese Münchner-Barockopernschule der Name "Brit-Pop" die Runde.
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Händels "Rinaldo", Noemi Nadelmann als Armida. Inszenierung: David Alden. | Bildquelle: © Wilfried Hösl
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Händels "Rinaldo", David Walker als Goofredo und Charles Maxwell als Donna. Inszenierung: David Alden. | Bildquelle: © Wilfried Hösl
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Händels "Rinaldo", David Alden (Inszenierung) und David Daniels (Rinaldo). | Bildquelle: © Wilfried Hösl
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Händels "Rinaldo", Deborah York als Almirena und David Daniels als Rinaldo. Inszenierung: David Alden. | Bildquelle: © Wilfried Hösl
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Händels "Rinaldo", Noemi Nadelmann als Armida. Inszenierung: David Alden. | Bildquelle: © Wilfried Hösl
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Händels "Rodelinda", Michael Chance als Bertarido. Inszenierung: David Alden. | Bildquelle: © BR
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Händels "Rodelinda", Dorothea Röschmann als Rodelinda. Inszenierung: David Alden. | Bildquelle: © BR
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Händels "Rodelinda", Dorothea Röschmann als Rodelinda und Michael Chance als Bertarido. Inszenierung: David Alden. | Bildquelle: © Wilfried Hösl
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Händels "Rodelinda", Paul Nilon als Grimoaldo und Umberto Chiummo als Garibaldo. Inszenierung: David Alden. | Bildquelle: © BR
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Händels "Rodelinda", Felicity Palmer als Eduige und Paul Nilon als Grimoaldo. Inszenierung: David Alden. | Bildquelle: © BR
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Händels "Rodelinda", Paul Nilon als Grimoaldo und Umberto Chiummo als Garibaldo. Inszenierung: David Alden. | Bildquelle: © BR
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Händels "Rodelinda", Michael Chance als Bertarido. Inszenierung: David Alden. | Bildquelle: © BR
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Händels "Rodelinda", Christopher Robson als Unulfo und Umberto Chiummo als Garibaldo. Inszenierung: David Alden. | Bildquelle: © BR
Ein Beispiel für eine solche Inszenierung Aldens ist Händels "Rinaldo“, der bei den Festspielen 2000 Premiere hatte. Das Publikum war da längst an solche Regiearbeiten gewöhnt, mehr noch: "Die Münchner Melomanen, mittlerweile als Junkies schwer abhängig von der Barockoper, brüllen, johlen und tollen auch diese unbedarfte Flickwerkstory auf den 1. Rang aller nur denkbaren Charts. David Alden macht’s möglich" (Süddeutsche Zeitung). Durch slapstickartige Nummern wurde die Oper zu einer bizarren Musical-Comedy. Hervorragende Solisten mit dem Countertenor David Daniels an der Spitze veredelten die bejubelte Produktion.
Für "Rodelinda" (Premiere bei den Festspielen 2003) passte die sonst so erfolgreiche "lustbetondralle Revuehaftigkeit der Münchner Barockopernpflege" (FAZ) nicht mehr. Zu ernst und düster ist diese Oper von Händel. Alden stellte sich darauf voll ein und inszenierte das Werk in einem gruseligen Schattenreich, in einem Bühnenbild, das Palast und Gefängnis zugleich sein könnte. Wie ein Hollywood-Mafia-Streifen wirkt die Ästhetik der Inszenierung, worin auch die zwielichtige Bonzenkarre - Autos spielten sowieso in fast allen Alden-Arbeiten eine wesentliche Rolle - nicht fehlen darf. Die Kritik feierte "Rodelinda" als die in der Erzählweise stringenteste Inszenierung Aldens, die zu seinen "besten Arbeiten an der Bayerischen Staatsoper" gehörte (Münchner Merkur).
"La Calisto" von Francesco Cavalli war die bisher letzte Alden-Produktion, die im Nationaltheater zu sehen war (bei einer Wiederaufnahme im Januar 2014). Zur Premiere im Mai 2005 konnte Alden wieder auf die ganze schillernde Buntheit seines Regiekönnens zurückgreifen, für das Auge ein Genuss: Von Penner-Satyrn mit kleinen Holzpimmelchen, einer Kuh, die an der Milchtüte zuzelte über ein robbendes Chamäleon bis hin zu opulenten Pfauen, welche die mit dem Aufzug ankommende Giunone begleiteten. Auch Guy de Mey als laszive Transe und Sally Matthews im scharfen Leopardenbody waren absolute Hingucker.
Langweilig war es nie bei David Alden, und dafür feierten ihn (viele) Münchner. Und für die Frischzellenkur, die er der Barockoper verpasste. Es wird also spannend, was sich der Altmeister Alden zur "Semiramide" einfallen lässt.
Regie: David Alden
Musikalische Leitung: Michele Mariotti
Titelpartie: Joyce DiDonato
Premiere: Sonntag, 12. Februar um 18.00 Uhr.
BR-KLASSIK überträgt live ab 18.00 Uhr, ab 17.30 Uhr begrüßt Dorothea Hußlein zur Sendung "Foyer" mit Gesprächen und Reportagen zur Neuproduktion.