BR-KLASSIK

Welche Instrumente gibt es, die wie eine Gitarre gespielt werden, aber eigentlich gar keine sind? Leyla McCalla hätte da einen Vorschlag.

Bariton-Gitarren sind selten. Ein Banjo oder eine Ukulele? Das ist schon sehr speziell. Gibt es eigentlich noch Hawaiigitarren? Für Renaissance und Barock braucht man die Laute. Am seltensten ist ganz bestimmt ein als Gitarre gespieltes Cello. Und Leyla McCalla macht es! Sie ist in New York geboren, Mutter und Vater kamen beide aus Haiti. Leyla hat Kammermusik und Cello studiert und spielt heute so unverkrampft unakademisch, dass das auf keine Kuhhaut geht. Mittlerweile wohnt sie in New Orleans, weil sie da Teil vom musikalischen Melting Pot Amerikas sein kann. Sie spielt auch Gitarre und Banjo, und sie singt auch. Junge bluesige Sängerinnen wollen ja oft größer klingen, als sie sind. Ihr wisst schon, das geht dann in Richtung Möchtegern-Souldiva. Aber Leylas Stimme klingt als wäre sie einfach so gewachsen.

Bildquelle: Leyla McCalla Leyla singt auf Englisch, Französisch und "kreyol ayisyen" - die Haitische Kreolsprache: eine Mixtur aus Französisch, westafrikanischen Sprachen und die der Ureinwohner. Der Gesang ist auf der Platte auch sehr präsent, erst wenn drei Viertel des Albums schon rum sind, streicht Leyla zum ersten Mal ihr Cello dazu. Der Song heißt "Salongadou" - worum es geht ist für einen nicht Eingeweihten ziemlich unverständlich. Die Musik aber ist schön, melancholisch und irgendwie auch bitter.

Leylas Eltern sind in politischen und sozialen Bewegungen engagiert - und das färbte auf die Tochter ab. Es versteckt sich zum Beispiel ein großartiges Cover von Albert Jays "Vietnam" auf der CD. Leyla ganz allein mit Gitarre. Da gibt’s ein paar ernsthafte Botschaften! Album und Opener heißen "A Day for the Hunter, A Day for the Prey". In einem Interview erklärt Leyla, das sei ein alter Spruch aus der Kolonialzeit: "Ein Tag für die Unterdrücker, ein Tag für die Unterdrückten." Und dass sie bei ihren Songs sowohl an haitianische 'Boat People' denkt, als auch an die Flüchtlinge aus Syrien.

Und dann kommt plötzlich "Far from your web", mit treibendem Banjo, mit Klarinette und Sousaphon - eine coole Mischung, die nach Leylas neuen Heimat New Orleans klingt, aber auch ein bisschen Klezmer in sich trägt.

Im Juli spielt Leyla einmal in Luzern, das ist noch die nächste Location, alle anderen Konzerte sind in Frankreich, Großbritannien und den USA. Ein Grund mehr, dass wir von unserer Begeisterung für ihre Musik erzählen, denn Leyla gibt's ja zum Glück auf CD.