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Album der Woche – Duo Brüggen-Plank Französische Violinsonaten

Dieses Album wartet mit interessanten Funden auf: Werke von drei Komponisten und einer Komponistin – und keines davon besonders bekannt. Das Duo Marie Radauer-Plank und Henrike Brüggen war wieder unermüdlich auf der Suche nach unentdeckter Literatur für Violine und Klavier. Und es überrascht ein weiteres Mal mit Musik von hoher Qualität! Entdeckerfreude, wie sie schöner und erfolgreicher nicht sein könnte.

Bildquelle: Audax

Der CD-Tipp zum Anhören

Das frühe zwanzigste Jahrhundert hat es dem Duo Brüggen-Plank besonders angetan. Zwei bedeutenden, aber gerne unterschätzten Komponisten, dem Polen Karol Szymanowski und dem Rumänen Georges Enescu galten ihre ersten beiden Alben. Das neue steht im Zeichen Frankreichs. Artur Honegger war zwar gebürtiger Schweizer, lebte aber hauptsächlich in Frankreich, was auch für die aus Athen stammende Hélène Covatti gilt. Nach Paris ging sie 1925 mit fünfzehn Jahren. Ihre kurz nach dem Krieg uraufgeführte Violinsonate gilt als ihr Hauptwerk – wohl zu Recht, wie das Duo Brüggen-Plank eindrücklich vorführt.

Verve und technische Bravour

Wunderbar persönliche Musik, die hörbar an die Tradition der französischen Romantik wie des Impressionismus anknüpft. Covatti scheut weder die große emotionale Geste noch verträumt lyrische Innerlichkeit. Kein Wunder, dass die spätere Klavierprofessorin mit dieser expressiven, streckenweise ungestümen Musik nicht die ganz großen Erfolge feierte bei den eher nüchternen Avantgardisten der Nachkriegszeit. Die Wiederentdeckung ihrer Musik lohnt unbedingt. Marie Radauer-Plank und Henrike Brüggen begeben sich mit begeisternder Musikalität, mit Verve und technischer Bravour auf diese Entdeckungsreise. 

Barocke Vorbilder

Sehr angetan von Covattis Sonate war der eine Generation ältere Arthur Honegger. Seine im ersten Weltkrieg entstandene erste Violinsonate ergänzt die Covatti-Sonate perfekt. Auch Honegger, damals in seinen Zwanzigern, beruft sich auf die französische Romantik, knüpft bei Gabriel Fauré, César Franck oder Vincent d'Indy an. Das gilt ähnlich für Robert Dussaut, den Mann Hélène Covattis. Seine viersätzige "Kurze Suite im alten Stil" greift allerdings bewusst auch auf barocke Vorbilder zurück, was bereits die Satzbezeichnungen Prélude, Gavotte oder Aria zeigen. Auch Dussauts Musik lohnt, auch wenn die eigentliche Entdeckung des Duos Brüggen-Plank die Violinsonate von Hélène Covatti ist. Mehr davon, liebes Duo!

Infos zur CD

Hélène Covatti:
Violinsonate
Arthur Honegger:
Violinsonate Nr. 1
Robert Dussaut:

Suite breve danse le Style ancien; Zwei Stücke für Violine und Klavier
Vincent d'Indy:
Andante für Violine und Klavier

Marie Radauer-Plank (Violine)
Henrike Brüggen (Klavier)

Label: Audax

Sendung: "Piazza" am 11. Mai 2024 ab 8:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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