Es ist nur wenig bekannt , aber es ist ein Meisterstück: Georg Friedrich Händels Oratorium "L'Allegro, il Penseroso ed il Moderato". Man hört es nur selten, weil es keine Handlung hat. Dabei enthält es Musiknummern, die zum Schönsten gehören, was Händel komponiert hat. William Christie und sein Ensemble "Les Arts Florissants" haben es schon einmal szenisch aufgeführt. Nun gibt es ihre Interpretation auf CD.
Bildquelle: Harmonia Mundi
Der CD-Tipp zum Anhören
Der Händel-Biograph Winton Dean nannte es Händels Frühlings-Meisterwerk: "L'Allegro, il Penseroso ed il Moderato". Das Vogelzwitschern, dass er da hineinkomponierte, musste Händel selbst gutgetan haben. "L'Allegro" komponierte er im Februar 1740, der in London extrem kalt war. In kaum drei Wochen war Händel fertig und hatte ein für ihn ungewöhnliches Werk in der Hand. Denn "L'Allegro", hundert Minuten lang, hat keine Handlung. Es geht einzig um die Befindlichkeiten des Fröhlichen, des Nachdenklichen und des Gemäßigten. Und Händel zeigt: Auch wer grübelt, kann virtuos sein, zum Beispiel in der langen Arie des "Penseroso" – der Komponist hatte sie für eine seiner Star-Sopranistinnen geschrieben, Elisabeth Duparc, genannt "La Francesina".
Nein, Effekte kommen bei Händel auch in der Welt der Stimmungen nicht zu kurz. Er war eben nicht nur ein Musikgenie, sondern auch ein versierter Kaufmann. "L'Allegro" kam beim Publikum gut an, ganz bestimmt auch dank einer so prächtig instrumentierten Musik wie der Arie des "Allegro".
Dieses Album hat gefehlt, weil …
… dadurch endlich klar wird, welch tolle Musik dieses Stück enthält.
Dieses Album ist ein Hörgenuss, weil …
… alle von Les Arts Florissants die Schönheit dieser Klänge hörbar lieben und ganz und gar auskosten.
Dieses Album führt bei Überdosis zu …
… Suchterscheinungen. Die Klänge und Melodien wollen nicht mehr aus dem Kopf.
Dieses Album muss haben, wer …
… sich von Händel noch einmal richtig überraschen lassen will.
William Christie, dem Gründer und Leiter des Ensembles "Les Arts Florissants", sei Händels Stimmungsstück schon immer am Herzen gelegen, heißt es im Booklet. Derie Aufnahme zeigt, warum. Es geht um feine Schwingungen, um Fragen des Ansatzes, um Nuancen der Artikulation. Daraus schöpfen Christie und seine Musikerinnen und Musiker immer wieder Momente der Magie. Im Überfluss in der schon erwähnten Vogel-Arie. Oder, nicht weniger bezwingend, im melancholisch gestimmten Schlusschor des zweiten Teils.
Eigentlich müsste man das ganze Stück, Nummer für Nummer, vorstellen. Eine wundervolle Händel-Musik folgt auf die andere. Aufhören mit Hören, mit sich versenken und hineinhorchen, ist kaum möglich. Zu brillant die Solisten, vor allem die Sopranistin Rachel Redmond, zu raffiniert das Instrumental-Ensemble. Händel hat ein Meisterstück geliefert. Les Arts Florissants ebenfalls.
Georg Friedrich Händel:
"L'Allegro, Il Penseroso ed Il Moderato"
Rachel Redmond (Sopran)
Leo Jemison (Knabensopran)
James Way (Tenor)
Sreten Manojlovic (Bassbariton)
Les Arts Florissants
Leitung: William Christie
Label: Harmonia Mundi
Sendung: "Piazza" am 08. Juli 2023 ab 08:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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