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Album der Woche – Julia Bullock Walking In The Dark

Julia Bullock bezeichnet die Jazzmusikerinnen Nina Simone und Billie Holiday als frühe und prägende Vorbilder. Die heute 35-jährige Sängerin aus St. Louis hat eine klassische Gesangausbildung absolviert, lebt mittlerweile in München und konzertiert mit renommierten Orchestern auf internationalen Konzertbühnen. Ihr Debütalbum trägt den Titel "Walking in The Dark".

Bildquelle: Nonesuch

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"Im Dunkeln ist gut munkeln" heißt es. Für den einen hat dieses Sprichwort mit dem Austausch von Zärtlichkeiten zu tun, für den anderen geht es um heimliche Machenschaften, der nächste verbindet es mit freudiger Klüngelei. Dunkelheit ist jedenfalls mit Vielem assoziiert. Auf vielschichtige Bedeutungen setzt auch die Sopranistin Julia Bullock, die den Begriff im Booklet weder positiv noch negativ verstanden wissen will. "Walkin Isn The Dark" nennt die Sängerin ihre Debüt-CD. Dieser Albumtitel entstammt einem Liedtext der amerikanischen Singer-Songwriterin Connie Converse.

Kurz und bündig

Dieses Album lohnt sich, ...
... weil man eine unglaublich vielseitige Stimme und starke Persönlichkeit entdecken kann.

Dieses Album hat gefehlt, ...
... weil dieser Musik-Mix einzigartig ist und Sogkraft hat.

Dieses Album hört man am besten ...
... in einem durch und immer wieder.

Bemerkenswerte Wandlungsfähigkeit

Es sind vor allem die leisen und intimen musikalischen Momente, die Julia Bullocks persönliche Nähe zur ausgewählten Musik spüren lassen. Für die amerikanische Sopranistin handelt es sich bei allen Titeln um "klassische Klassiker", die sie geprägt haben. Sie stellt einem traditionellen Black Spiritual Musik von John Adams und Samuel Barber sowie Songs von bekannten Jazzmusikern wie Oscar Brown und Billy Taylor gegenüber. Am Klavier sitzt ihr Partner und Dirigent Christian Reif, der dann auch am Pult des Philharmonia Orchestra einen Ausschnitt aus John Adams Oper El Nino dirigiert und Samuel Barbers Orchesterlied Knoxville: Summer of 1915". Alles beginnt hier mit der verschlafenen Schilderung eines Sommerabends am Land aus der Sicht eines Kindes. 

Mit innigem Ausdruck und strahlend hellem Timbre führt Julia Bullock in diese musikalische Idylle ein und gestaltet wunderbar fein die unterschiedlichen Schattierungen. Damit unterstreicht sie auch ihre bemerkenswerte Wandlungsfähigkeit. Wenn sie Jazzsongs interpretiert, singt Bullock mit dunkler und warmer Stimme, brillant und leicht, aber auch dramatisch wird es bei John Adams und Barber.

Spannende Dramaturgie

Julia Bullocks Album ist noch mitten im pandemiebedingten Lockdown entstanden, in einer ungewissen Zeit der Isolation. Wir alle tappten "im Dunkeln". Für Musikerinnen und Musiker war das besonders schwer, weil Auftritte und Publikumsbegegnungen komplett wegfielen. Die damit verbundenen Gefühle bringt Julia Bullock in ihrem Soloalbum mit sehr persönlich ausgewählten Musiktiteln in eine spannende Dramaturgie. Sie singt zart, stellenweise fast mädchenhaft anmutig, dann groovt sie dunkel timbriert. Egal was Julia Bullock jedenfalls macht: sie macht es immer mit voller Seele und starkem Ausdruck. Mit dieser Debüt-CD stellt sich eine ungewöhnlich vielseitige Sängerin vor, eine starke Persönlichkeit. Eine Entdeckung!

Infos zur CD

Walking In The Dark
Musik von Samuel Barber, John Adams, Oscar Brown, Billy Taylor u. a.

Julia Bullock, Sopran
Philharmonia Orchestra,
Leitung und Klavier: Christian Reif

Label: Nonesuch

Sendung: "Piazza" am 7. Januar 2023 um 8:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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