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Album der Woche – Momentum 2 Liya Petrova spielt Korngold und Strauss

35 Jahre alt ist die in Sofia geborene Geigerin Liya Petrova. Auf den internationalen Podien ist sie unterwegs, seit sie 2016 in Dänemark den ersten Preis beim renommierten Carl Nielsen-Wettbewerb gewann. Violinkonzerte von Nielsen, Beethoven oder Prokofjew hat Petrova eingespielt. Für ihr jüngstes Album wählte sie das Konzert von Erich Wolfgang Korngold und die Violinsonate von Richard Strauss.

Bildquelle: Mirare

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Nach der Uraufführung von Erich Wolfgang Korngolds Violinkonzert 1947 im amerikanischen Missouri meinte ein Kritiker, der wohl besonders witzig sein wollte, das Stück biete mehr Korn als Gold. Andere sprachen leicht abfällig vom "Hollywood Concerto". Als Filmkomponist hatte Korngold im von den Nazis erzwungenen amerikanischen Exil Triumphe gefeiert. Zu knapp zwanzig Hollywood-Streifen schrieb er die Film-Scores, erhielt zweimal einen Oscar. Doch das Violinkonzert ist keine Filmmusik, auch wenn Korngold einige der sehnsüchtigen Themen aus seinen Film-Scores borgte. Im Grunde wollte er mit einem klassischen Konzert in der alten Heimat nach Kriegsende musikalisch wieder Fuß zu fassen, was er leider nicht schaffte.

Liya Petrova mit verführerischem Korngold-Klang

Jedenfalls fehlt es dem Konzert nicht an Tiefgang fehlte. Es ist eines der großen Violinkonzerte des 20. Jahrhunderts. Den verführerischen Korngold-Klang hatte er nicht in Hollywood entwickelt, sondern aus Wien mitgebracht. Die 1990 in Bulgarien geborene Geigerin Liya Petrova wird ihm voll gerecht. Sie spielt das Konzert mit wunderbar inniger Tongebung, ohne dabei süßlich zu werden, eine Linie, der auch das Royal Philharmonic Orchestra unter Duncan Ward folgt. Virtuos kann Petrova allerdings auch, wie sie im sündhaft schweren Finale beweist.

Jugendwerk von Richard Strauss

Korngolds Violinkonzert hat es in den letzten 20 Jahren ins Kernrepertoire geschafft, was für das zweite Werk dieses Albums nur bedingt gilt. Die Violinsonate von Richard Strauss ist das Jugendwerk eines 23-Jährigen. Dass er damals bereits ein Genie war, beweist auch die Violinsonate. Musik eines Stürmers und Drängers, aufschäumend, der übersprudelnden Fantasie eines jungen Mannes entsprungen und darin den frühen Tondichtungen "Aus Italien" oder "Don Juan" verwandt. Der langsame Satz ist Romantik pur, und damit passt diese Sonate bestens zum Korngold-Konzert, obwohl sie 60 Jahre älter ist.

Auch die Strauss-Sonate spielt Liya Petrova hinreißend, diesmal gemeinsam mit dem französischen Pianisten Alexandre Kantorow. Ein schönes Album, mit zwei hochromantischen Werken, beide ein bisschen aus der Zeit gefallen. Macht gar nichts, wenn man sie so spielt wie Liya Petrova.

Infos zur CD

Momentum 2

Erich Wolfgang Korngold:
Violinkonzert op. 35

Richard Strauss:
Violinsonate op. 18

Liya Petrova, Violine
Royal Philharmonic Orchestra
Leitung: Duncan Ward

Label: Mirare

Sendung: "Piazza" am 8. März 2025 um 08:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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