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Renaud Capuçons Festival in Aix-en-Provence Geiger, Dirigent, Festivalchef

Um die Osterzeit geben sich die großen Orchester und Klassikstars bei den Festspielen in Salzburg und Baden-Baden die Klinke in die Hand. Doch auch das südfranzösische Aix-en-Provence bietet seit gut zehn Jahren ein exquisites Programm – und das bei äußerst moderaten Preisen. Ins Leben gerufen hat das "Festival de Pâques" der Geiger und Dirigent Renaud Capuçon.

Renaud Capuçon | Bildquelle: © Simon Fowler

Bildquelle: © Simon Fowler

Das Festivalfieber hat Renaud Capuçon früh gepackt – bereits mit sieben Jahren. Damals hat er im französischen Les Arc zum ersten Mal ein Klassikfestival besucht und war von dieser für ihn ganz besonderen Atmosphäre sofort gefesselt: "Ich hatte das Glück, dort viele große Musiker zu hören. Und vielleicht hatte ich in dieser Zeit schon Ambitionen, später mal selbst ein Festival zu gründen."

Konkurrenz – für Capuçon ein Fremdwort

Mittlerweile leitet Capuçon selbst zwei noch relativ junge Festivals – im schweizerischen Gstaad und in Aix-en-Provence. Zwei Orte, die bereits seit vielen Jahren mit äußerst traditionsreichen und erfolgreichen Sommerfestspielen aufwarten. Im Schatten der jeweils größeren Pendants oder in Konkurrenz zu den anderen Festivalchefs zu stehen – davor hat Renaud Capuçon keine Angst. Vielmehr betont der umtriebige Musiker die Verschiedenheit der jeweiligen Veranstaltungen und wundert sich, warum in 50 Jahren in Aix niemand auf die Idee kam, Osterfestspiele zu veranstalten.

Für mich gibt es keine Konkurrenz. Da haben manche vielleicht ein Ego-Problem. Mein einziger Wunsch ist, Musik zu machen.
Renaud Capuçon

Vor zwölf Jahren hat er dann schließlich sein "Festival de Pâques" ins Leben gerufen. Und dabei hat sich Capuçon an einem ganz großen Vorbild orientiert: "Ich habe viel mit Claudio Abbado und dem Gustav-Mahler-Jugendorchester beim Osterfestival in Salzburg gespielt. Das war eine so schöne Zeit. Und als ich in Aix dieses Festival gegründet habe, dachte ich mir: Hier gibt es wie in Salzburg ein großes Sommerfestival, aber nichts zu Ostern." Vor Kurzem hat Capuçon zusätzlich auch noch die künstlerische Leitung der "Rencontres Musicales d’Evian" übernommen.

Aix-en-Provence: Festivalprogramm wie ein schmackhaftes Menü

Martha Argerich und Renaud Capuçon beim Eröffnungskonzert des "Festival de Pâques" im April 2025 | Bildquelle: Caroline Doutre Martha Argerich und Renaud Capuçon beim Eröffnungskonzert des "Festival de Pâques" am 12. April 2025 im Grand Théâtre de Provence | Bildquelle: Caroline Doutre Seit einigen Jahren tauscht Capuçon den Geigenbogen regelmäßig auch gegen den Taktstock ein. Die verschiedenen Rollen als Musiker, Dirigent und Festivalmacher bringt er dabei scheinbar mühelos zusammen – nach eigenen Aussagen stresst es ihn viel mehr, nur als Musiker aufzutreten. "Das ist vielleicht ein Paradox. Aber wenn ich dirigiere, nehme ich viel Musik auf und das kommt wieder zurück – und wenn ich spiele, fließt das auch wieder in meine Programme ein." Dabei sieht sich Capuçon wie ein obsessiver Küchenchef: Ein Programm für eine Festwoche zusammenzustellen, sei für ihn wie ein Menü. "Ich würde sagen, diese drei Rollen – Geiger, Dirigent und Festivalleiter – sind eine einzige Rolle für mich: eben Musik zu servieren und sein Publikum glücklich zu machen."

Meine einzige Obsession ist es, Musik zu lernen und zu spielen – und das Publikum damit glücklich zu machen.
Renaud Capuçon

Autor des Artikels: Christoph Hiller
Sendung: "Allegro" am 16. April 2025 um 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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