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Album der Woche – Inon Barnatan spielt Rachmaninows Symphonische Tänze

1979 wurde Inon Barnatan in Tel Aviv geboren. Das Klavierspiel begann er mit drei, elfjährig spielte er zum ersten Mal mit Orchester. Unterricht hatte er unter anderem bei einem Schüler der Pianisten-Legende Heinrich Neuhaus. Ein wichtiger Einfluss für Barnatans Entwicklung nahm auch Leon Fleisher. Der israelisch-amerikanische Pianist steht also wirklich auf breiten historischen Schultern. Und das hört man seinen Interpretationen durchaus an. Gerade hat Barnatan ein Rachmaninow-Album vorgelegt, mit recht ungewöhnlichem Repertoire – genauer, mit bekanntem Repertoire in ganz neuer Fassung.

Bildquelle: Pentatone

Der CD-Tipp zum Anhören

Nur fünf Werke hat Sergej Rachmaninow nach seiner Flucht vor der russischen Revolution in die Vereinigten Staaten im Jahr 1917 fertiggestellt. Der Verlust der Heimat traf ihn schwer und hemmte ihn als Komponisten. Seine künstlerische Inspiration ließ allerdings keineswegs nach. Die Qualität der wenigen amerikanischen Werke ist jedenfalls überragend. Die "Symphonischen Tänze" für Orchester, sein letztes Werk überhaupt, sind eines seiner bedeutendsten. Rachmaninow selbst hielt sie am Ende seines Lebens sogar für seine beste Partitur. Parallel zur Orchesterfassung fertigte er eine Version für zwei Klaviere an, die der gefeierte Pianist gemeinsam mit Vladimir Horowitz spielte, wenn auch nur privat, nie in der Öffentlichkeit.

Solofassung der Symphonischen Tänze – fulminant

Einer, den Rachmaninows "Symphonische Tänze" seit vielen Jahren faszinieren, ist der israelisch-amerikanische Pianist Inon Barnatan. Er stieß auf einen legendären Mitschnitt aus dem Jahr 1940. Rachmaninow spielt dort dem Chefdirigenten des Philadelphia Orchestra Eugene Ormandy die "Symphonischen Tänze" vor, um dem Uraufführungsdirigenten des Werkes einen Eindruck von seinen Vorstellungen zu vermitteln. Ob Rachmaninow von dem Mitschnitt wusste, ist unklar. Jedenfalls inspirierte der Fund Inon Barnatan zu einer eigenen Fassung der "Symphonischen Tänze" für Klavier solo. Eine Herkulesaufgabe. Um sie zu bewältigen, musste erst einmal Corona das Kulturleben zum Stillstand bringen. Die freie Zeit investierte Barnatan in Rachmaninow. Das Ergebnis ist fulminant.

Unbedingt empfehlenswert

Barnatan spielt mit wunderbarer Klarheit und Musikalität, herrlich frei in den Tempi, zugleich nie überromantisierend. Seine Klaviertranskription legt vor allem die raffinierten rhythmischen Strukturen der "Symphonischen Tänze" noch offener, als es die originale Orchesterfassung vermag. Zugleich schafft Barnatan eine Klangpalette, die einen das Orchester keine Sekunde vermissen lässt. Was angesichts der enormen Farbigkeit, mit der Rachmaninow orchestrierte, einiges sagt. Fazit: Auch wenn uns Rachmaninow nicht gerade wenig Originales für Klavier solo hinterlassen hat: Barnatans Transkriptionen sind ein Wurf. Seine Rachmaninow-Reflektionen, so der Titel des Albums, sind unbedingt empfehlenswert. Zumal sie auch noch eine glänzende, ebenso virtuose wie tief empfundene Interpretation der frühen Moments musicaux op.16 bieten.

Infos zur CD

Inon Barnatan – Rachmaninoff Reflections

Sergej Rachmaninow:

Symphonische Tänze, op. 45 (bearb. für Klavier solo)
Moments musicaux op. 16
Vocalise op. 34, Nr. 16
Prelude op. 32, Nr. 12

Inon Barnatan (Klavier)

Label: Pentatone

Sendung: "Piazza" am 13. Dezember 2024 ab 8:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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