Im letzten Jahr kam es zu einer kleinen Revolution in Regensburg: 2022 nahmen die Domspatzen zum ersten Mal Mädchen auf. Nun steckt der Mädchenchor erstmals in der konzertreichen Adventszeit.
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In den Wochen vor Weihnachten ist Hochsaison bei den Regensburger Domspatzen. Alle paar Tage findet ein Konzert statt. Und seit kurzem bekommen dabei die Knaben Unterstützung: Vom neu gegründeten Mädchenchor der Domspatzen. Knapp die Hälfte der Sängerinnen lebt im Internat in Regensburg. Unter ihnen ist auch die Oberstuflerin Anna-Maria Erdl. Über ihre Entscheidung zum Beitritt sagt sie: "Ich habe schon immer diese Freude am Musizieren gehabt, schon als ich klein war". Ihr Bruder war auch bei den Domspatzen, so hatte sie schon früh einen Bezug zum Chor. Sie freut sich außerordentlich über die Möglichkeit, nun mehr zu singen und dass ihre Leidenschaft dafür im Mittelpunkt steht.
Domkapellmeister bei den Regensburger Domspatzen: Christian Heiß | Bildquelle: © Christian Klenk Der Knabenchor der Domspatzen hat eine über 1000-jährige Geschichte. Dass jetzt auch Mädchen auf den Gängen unterwegs sind, gefällt Domkapellmeister Christian Heiß sehr gut. Vor vier Jahren hat der ehemalige Regensburger Domspatz die Leitung übernommen. Und gleich am Anfang seiner Amtszeit mitentschieden, auch Mädchen aufzunehmen. Er versichert jedoch: "Wir haben die Tradition nicht gebrochen, sondern ergänzt, denn der Knabenchor ist ja unverändert der Knabenchor, so wie wir ihn kennen und wie ihn die Menschen auch lieben. Dazu haben wir jetzt auch eine zweite Schiene, die Mädels im Chor".
Seine Kollegin, die 28-jährige Düsseldorferin Elena Szuczies, leitet den Mädchenchor. Heute geht es mit dem Bus nach Österreich, für eines der vielen Adventskonzerte. Das erste gemeinsame Jahr war eine Herausforderung für alle. Aber eine sehr schöne, findet Szuczies. So beschreibt sie, dass man die Stimmen der älteren Mädchen und die der Fünftklässlerinnen, die noch die klassische helle Kinderstimme haben, wunderbar zusammenklingen lassen kann. "Wichtig ist mir einerseits, dass der Klang immer sehr sauber und sehr präsent ist und dass der Klang gut verschmilzt", sagt sie. Ihr Ziel ist ein homogener Klang zwischen den verschiedenen Stimmgruppen und dass dieser dann einen schönen, strahlenden reinen Mädchenchorklang ergibt.
Wir haben die Tradition nicht gebrochen, sondern ergänzt.
Mädchenchor der Regensburger Domspatzen | Bildquelle: Bayerischer Rundfunk 2022 Sängerin Anna-Maria Erdl ist zwar aufgeregt, aber sie ist auch gespannt, weil es ihr erstes Konzert in Österreich ist. Kurze Stellprobe in der Stiftskirche Reichersberg, Mittagessen und dann in die roten Talare schlüpfen. Alles durchgetaktet. In den Tagen vor Weihnachten sind alle Domspatzen im Dauereinsatz. Die Knaben der Regensburger genießen hohes Ansehen – dementsprechend hoch sind die Erwartungen an den neuen Mädchenchor. "Da ist man aufgeregt, weil man nicht weiß, wie viele Leute kommen und wie das Konzert auf das Publikum wirkt", sagt Anna-Maria. Bei Nervosität hilft ihr vor allem das Anlegen der roten Talare: "Man kommt da auf jeden Fall in Konzertstimmung und man freut sich dann auch stärker, wenn es gleich losgeht. Wir sind alle gespannt, wie es wird."
Und so souverän, wie sie ihren Auftritt meistern, wird klar: Die fast 50 jungen Sängerinnen sind nicht mehr "die Neuen", sondern ein selbstverständlicher Teil der Regensburger Domspatzen.
Sendung: "Allegro" am 6. Dezember ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (1)
Mittwoch, 13.Dezember, 15:53 Uhr
Susanna Fogarasi
Mädchenchor
Kompliment: Die Mädchen sind eine vollkommede Ergänzung zu dem Knabenchor! Gratulation!
Liebe Grüße
Susanna Fogarasi