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Berge in der Musik Ethel Smyth und ihre Oper "The Wreckers"

Die Engländerin Ethel Smyth war eine Komponistin, die zeitlebens Inspiration und Kraft in der Natur gesucht hat. Bei ihrer Reise von Deutschland nach Italien, entdeckt sie in der Schweiz ihre Leidenschaft fürs Bergsteigen. Auch in England sucht sie sich als Urlaubsziel eine bergige Gegend aus: Cornwall. Die schroffe Landschaft inspiriert die Komponistin zu ihrer Oper "The Wreckers".

Die Komponistin Ethel Smyth und die Berge | Bildquelle: picture-alliance/dpa / Montage BR

Bildquelle: picture-alliance/dpa / Montage BR

Cornwall, der Südwesten Englands, Anfang des 20. Jahrhunderts: Die britische Komponistin Ethel Smyth geht einer ihrer Lieblingsbeschäftigungen nach: dem Wandern. Zwischen den rauen Klippen in dieser zerklüfteten Landschaft, mit dem peitschenden, salzigen Seewind im Gesicht, stößt sie schließlich auf eine alte Schmugglerhöhle. Der Sage nach ist diese ein Relikt vergangener Piratentage der Küstenbewohner. In ihren Memoiren schreibt Smyth dazu: "Mich haben die Eindrücke dieser seltsamen Realität von vor mehr als hundert Jahren regelrecht heimgesucht."

Ethel Smyth findet ihren Opernstoff in Cornwall

Sie weiß in diesem Moment: Sie hat endgültig den Stoff für ihre dritte Oper gefunden, die später "The Wreckers" heißen und ihre erfolgreichste Oper werden wird. Für ihre Recherche reist sie erneut nach Cornwall und lässt sich von den Ältesten der abgelegenen Küstendörfer immer wieder folgende Geschichte erzählen. In dieser Geschichte haben die Küstenbewohner in dunklen, stürmischen Nächten absichtlich keine Leuchtfeuer an den Küsten entzündet, sodass Schiffe an den scharfen, kantigen Klippen zerschellt sind. Wie die Spinne im Netz stürmte die gesamte Dorfgemeinschaft mit Messern und Fackeln zum Schiffswrack – plünderte es und hinterließ reichlich Blut. Genauso passiert es auch in Smyths Oper "The Wreckers". Nur: Das Schiff zerschellt an keinem Felsen. Das Liebespaar Mark und Thurza stellt sich nämlich gegen ihre bigotte, christlich-doktrinäre Dorfbevölkerung und zündet ein Leuchtfeuer an - eine Revolte der Barmherzigkeit.  

Musik, die über die Klippen hinwegfegt

Smyth vertont brillant die düstere, schroffe Küstenlandschaft Cornwalls bei Nacht. Als Vorbilder dieser gewaltigen szenischen Orchestrierung mögen ihr hier wohl Wagner und Strauss gedient haben. Im Prelude "On the Cliffs of Cornwall" lässt sie regelrecht den Wind im Orchester aufheulen, der vom Meer her in schwindelerregender Höhe über die Klippen fegt. Am Ende bezahlt das Liebespaar Mark und Thurza für ihre gute Tat mit dem Leben. Sie ertrinken beide in einer Schmugglerhöhle. 

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Deutsche Fassung von "The Wreckers" in Leipzig uraufgeführt

Das Leibeswohl für seine Überzeugung einzusetzen, kennt Smyth aus ihrer eigenen Lebensgeschichte. Als sie 1877 als junge Engländerin in Leipzig Musik studieren will und ihr strenger Vater, ein Generalmajor, das verbietet, geht sie in den Hungerstreik und setzt sich durch. In Leipzig kommt dann auch "The Wreckers" in der deutschen Fassung als "Das Strandrecht" am 11. November 1906 zur Uraufführung und feiert weitere Erfolge in Europa. Die Komponistin und Frauenrechtlerin Ethel Smyth hat so mit "The Wreckers" einen wichtigen Gipfel ihrer Karriere erklommen – ihre Oper wird bis heute regelmäßig aufgeführt. 


Sendung: "Allegro" am 24. April 2025 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK

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