Die Cellistin Anastasia Kobekina ist Russin und hat wegen ihrer Nationalität jetzt eine Konzertabsage in der Schweiz erhalten, obwohl sie sich gegen den Krieg Russlands in der Ukraine ausgesprochen hat. In einer Stellungnahme begründet der Veranstalter die Absage mit der "generellen Kontroverse".
Bildquelle: Julia Altukhova
Auf Instagram hat die junge Cellistin Anastasia Kobekina am Dienstag die Übersetzung einer Stellungnahme gepostet. Darin steht, dass ihr Konzert am Sonntag, 20. März, im schweizerischen Ittingen abgesagt wurde, weil sie russischer Nationalität sei. Und das, obwohl die Cellistin Kobekina den Krieg Russlands gegen die Ukraine öffentlich verurteilt. Am 2. März schrieb sie auf Instagram von einer "schrecklichen Gewalttat". Sie akzeptiere nicht, dass dieser Krieg in ihrem Namen als russische Staatsbürgerin geführt werde.
Die Stellungname stammt von der Stiftung Kartause Ittingen in der Schweiz, die Veranstalter der Konzertreihe "Ittinger Sonntagskonzert" ist. Darin begründet die Stiftung die Absage mit der "Kontroverse um den Auftritt russischer Künstlerinnen und Künstler beim aktuellen Weltgeschehen generell". Weder wolle der Veranstalter die Nähe von Musikerinnen und Musikern einschätzen müssen, "noch sollen Künstlerinnen und Künstler Statements abgeben müssen, mit denen sie unter Umständen nahestehende Personen gefährden". Die Stiftung verurteile den Krieg Russlands gegen die Ukraine aufs Schärfste und mit der Absage drücke sie ihre Betroffenheit und Überzeugung aus, dass eine übliche Tagesordnung nicht möglich sei.
Kein Grund für die Konzertabsage ist die junge Musikerin selbst.
Lesen Sie hier einen Kommentar von BR-KLASSIK-Autorin Sylvia Schreiber zum Umgang mit russischen Künstlerinnen und Künstlern.
Zahlreiche Künstlerinnen und Künstler sowie Fans und Follower haben empört auf den Post der 27-jährigen Cellistin aus Russland reagiert. Der Pianst Igor Levit schreibt von einem "Wahnsinn", andere erklären die Veranstalter als verrückt und die Konzertabsage als absurd. In einem Post auf Facebook macht die Pianistin Sophie Pacini ihrer Kollegin Mut und schreibt auf Englisch, dass es keinen Grund gebe, Künstler zu bestrafen, die glücklicherweise ein Teil Europas seien.
Sendung: "Leporello" am 16. März 2022, 16:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (16)
Donnerstag, 24.März, 10:52 Uhr
Ursula Bloss
Konzertbsge
Es ist absolut unmöglich, russische Künstler zu desavuieren, Ein Künstler ist sicher nicht für den Krieg und trägt zu Völkerverbindung bei eben durch seine Kunst. Man sollte im Gegenteil solche Menschen einladen.Dostojewski oder Tschaikowsky bleiben Weltbekannte Geössen und sind nicht plötzlich nichts mehr wert, weil ein russischer Mensch Krieg führt.
Donnerstag, 17.März, 21:24 Uhr
Ludwig Fun
Gerade jetzt!
Das ist doch gerade ein großes Statement, wenn russ Künstlerinnen, wie Frau Kobekina, so viel Mut beweisen und sich auf insta gegen den Krieg und gegen Putin öffentlich äußern. Solche Konzerte setzen große Zeichen gegen diesen Wahnsinn und würden so viel zur Völkerverständigung beitragen! Sie als Russin auszuladen, ist völlig unverständlich!
Donnerstag, 17.März, 18:37 Uhr
Ingeborg Emhjellen
Ausschließlich russischer Künstler.
Es ist einfach ein Skandal dass man russische Künstler ausläd,sie repräsentieren ja das kulturelle Russland,sie sollten extra oft auftreten um zu demonstrieren dass Putin ein kopfloser Tyrann ist,und dass die meisten Russen von seinem Machwerk entsetzt sind.Wir Europeer sollten Vernunft demonstrieren.
Donnerstag, 17.März, 16:09 Uhr
Gerhard Hampel
Absage an Cellistin aufgrund Herkunft.
So etwas nennt man Gesinnungsschnüffelei. Hatten wir schon einmal. Oder Rassismus.
Donnerstag, 17.März, 13:04 Uhr
Lutz Goetze
Anastasia Kobekina
Igor Levit hat vollkommen Recht:Rs darf kein generelles Verbot für russische Künstler geben, zumal nicht bei solchen, die Putins Krieg verurteilen!
Prof. Dr. Lutz Götze
Donnerstag, 17.März, 11:25 Uhr
Robert
Cellistin
Nun findet eine Hetzjagd statt. Oder wie muss man das verstehen? In einer aufgeklärten Welt. In der Schweiz. In Europa. Statt zusammen zu halten. Spaltung. Diffamierung. Russe = Böse. Orthodox=Russe=Böse. Künstler ja. Aber bitte kein Russe. Erinnert mich stark an. Erde=Hitler=1933
Donnerstag, 17.März, 10:24 Uhr
Yumiko Stüve
Anastasia Kobekina
Auf einem Konzert wurde uns neulich mitgeteilt , dass Evgeny Kissin auch gegen Putins Krieg sei. Außerdem der Verantwortliche von der Musikagentur hatte Herz für alle Menschen , vor allen für hier lebenden Russen .
Wenn Frau Kobekina, als junge russische Musikerin ihre Meinung mit Mut äußert sollten wir sie unbedingt unterstützen . Was für Mut msn braucht ! Das ist für mich unvorstellbar.Nicht nur sie sondern ihre Familie und Freunde werden natürlich unter Druck gestellt .
Donnerstag, 17.März, 09:58 Uhr
Gerhard Schmitt
Russische Künstler
Eine Konzertabsage aufgrund der Zugehörigkeit zu einer Volksgruppe ist zutiefst diskriminierend. Daran sieht man, dass Putins Spaltkeil Wirkung entfaltet. Bitte keinen Nebenkriegsschauplatz eröffnen! Die russische Kultur ist ein zu hohes Gut, als dass man Despoten und Kleinkrämer die Oberhoheit darüber überlassen darf. Russische Künstler, die sich dezidiert vom Krieg distanzieren brauchen unsere Solidarität genau so wie das Ukrainische Volk.
Donnerstag, 17.März, 09:42 Uhr
Jens Voß
Absage an Anastasia Kobekina
Es ist sehr traurig dass jetzt Künstler und Künstlerinnen darunter Leiden müssen, nur weil ein Irrer ein Krieg anzettelt. Arme Welt
Donnerstag, 17.März, 09:40 Uhr
Helmut Kircher
Cellistin A. Kobekina
Eine pauschale Diffamierung russischer Kunstschaffender ist empörend und grundsätzlich einer Ausländerfeindlichkeit gleichzusetzen
Donnerstag, 17.März, 09:35 Uhr
Dr. Anneliese Berger
Konzertabsagen russischer Künstler
Ich hätte nicht gedacht, dass man auch in der neutralen Schweiz diesen dümmlichen Gesinnungsterror folgt. Diese Künstler sind großartig in ihrem Fach und man enthält sie dem Publikum vor. Sie brauchen den Krieg so wenig, wie die Menschen alle auf dieser Welt.
Da lobe ich doch Buffalo, die sich über diese Diskriminierung hinwegsetzt.
Donnerstag, 17.März, 09:34 Uhr
Hartmut Weinholz
Krieg in der Ukraine
Die Hexenjagt geht weiter. Wenn ich daran denke, dass man nur das Versprechen " keine Natoosterweiterung" eingehalten hätte müssen dreht es mir den Hals zu. Bin 79 mein Vater viel 1944 50 km südlich von Charkiv .
Donnerstag, 17.März, 09:15 Uhr
Beatrice Grünberg
Frau Kobekina
Das ist schlimm.... und leider nichts neues in dieser Welt...
Der Verbot von Kunst... so das Auftrittsverbot von Frau Kobekina....sowas erinnert an verbotene Künstler in Diktaturen und Regimen früherer Zeiten.... schämt euch, ihr, die ihr Unmut und Ängste schürt...
Lasst Kunst sprechen, grenzen- und generationsübergreifend... für eine Botschaft der Menschlichkeit und das Miteinander.
aller Menschen zum Wohl und zur Erbauung in Krisenzeiten. Gerade Musik verbindet als eines der ältesten Verständigungsmittel der Natur... Auch der Menschheit.
Donnerstag, 17.März, 01:09 Uhr
Dr. Klaus Mehner
Konzertabsage Kobakina und.a.
Gesinnungsverfolgung egal ob es sich um angebliche "Puninfreunde" oder, wie hier, einfach um Russen handelt, entlarvt die Konzertveranstalter oder politisch Verantwortlichen als das, was sie sind: Kriecher, die glauben durch vorauseilenden Gehorsam ihre "Staatstreue" glauben demonstrieren zu müssen. Ihren alten Antibolschewismus in Russophobie umgemünzt. Mac Carthney lässt grüßen.8
Mittwoch, 16.März, 23:24 Uhr
Helmut Kircher
Cellistin A. Kobekina
Eine pauschale Diskriminierung russischer Kulturschaffender ist praktizierte Ausländerfeindlichkeit und zutiefst verabscheuungswürdig
Mittwoch, 16.März, 23:12 Uhr
Roland Voigt
In Zukunft Frieden für Kinder und deren Eltern
Die Kartause verbindet auf einzigartige Weise klöstetliche Werte: Kultur, Spiritualität, Bildung, Gastfreundlichkeit, Selbstversorgung und Fürsorge, so auf deren Webseite.
Wie verstehen Sie "Fürsorge" in Ihrer Entscheidung Anastasia Kobekina nicht auftreten zu lassen, dies führt doch zu weiterer Spaltung und wie können wir dann hoffnungsvoll in die Zukunft blicken und "Gastfreundlichkeit" und "Spiritualität" , begleitet durch musikalische Talente anderen Menschen "Bildung" zu Teil werden lassen.