"Evita", "Cats" oder "Phantom der Oper" – Andrew Lloyd Webber ist für ein paar der besten und berühmtesten Musicals überhaupt verantwortlich. Trotz oder gerade wegen seines Erfolgs wird er hierzulande aber auch argwöhnisch beäugt. Am 22. März wird der Brite 75 Jahre alt.
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Wer kommerziellen Erfolg hat, wird vom Feuilleton hierzulande gern mit Argwohn beäugt. Andrew Lloyd Webber macht da keine Ausnahme. Sein Name wurde zum Synonym für die Oberflächlichkeit eines ganzen Genres, Pomp ohne Inhalt, versinnbildlicht im fallenden Kronleuchter im "Phantom der Oper". Das Publikum wiederum kennt solche Vorbehalte nicht, es liebt die Webber'schen Musicals. Allen voran diejenigen, mit denen er den deutschen Musicalboom der 80er und 90er angestoßen hatte: "Evita", "Cats", "Starlight Express" und eben das "Phantom".
Auch wenn es manchmal so aussieht: Erfolg lässt sich nicht planen. Wer hätte gedacht, dass "Starlight Express", ein Musical für Kinder mit Eisenbahnen als Helden, 18 Jahre lang am Londoner Westend laufen würde – und noch viel länger in Deutschland! Andrew Lloyd Webber orientiert sich bei der Wahl seiner Stoffe immer wieder neu und er versucht auch, musikalisch immer wieder andere Weg zu gehen. In "The Beautiful Game" zum Beispiel geht es um den beginnenden Nordirland-Konflikt, erzählt am Beispiel einer Jugend-Fußballmannschaft in den späten 1960ern. Dem Schauplatz entsprechend verwendet Lloyd Webber in diesem Musical unter anderem irische Folkmusik.
Es war völlig normal für mich, Rock ’n’ Roll neben Prokofiew zu hören
Aber natürlich trifft Webber auch immer wieder den richtigen Nerv – und das beschert ihm reiche Ernte. 2022 listet die Sunday Times Lloyd Webber mit einem Vermögen im dreistelligen Millionenbereich hinter Paul McCartney und der Rockband U2 auf Platz 3 der reichsten Musikerinnen und Musiker Englands. Sein Geld steckt er unter anderem in seine private Kunstsammlung, aber auch in die Andrew-Lloyd-Webber-Stiftung, die seit Anfang der 1990er Jahre Musik und Kunst durch Vergabe von Stipendien und Bildungsprojekten für junge Menschen fördert, unabhängig von deren Herkunft, finanzieller Lage und sozialem Hintergrund.
Früh lernt Andrew Lloyd Webber die Musicals im Londoner Westend kennen und es dauert nicht lange, da komponiert er sein erstes eigenes. | Bildquelle: picture-alliance / empics Andrew Lloyd Webber, geboren am 22. März 1948 in London, stammt aus einem musikalischen Haushalt. Der kleine Andrew erhält Unterricht in Klavier, Geige und Horn. Ein Musikstudium absolviert er zwar nie, aber er war nach seinen eigenen Worten "immer von Musik umgeben. Es war völlig normal für mich, Rock 'n' Roll neben Prokofiew zu hören."
Die Liebe zum Theater vermittelt ihm seine Tante Viola, durch die er die in den 50er Jahren angesagten Musicals im Londoner Westend kennenlernt. Sein erstes eigenes schreibt er mit dem Texter Tim Rice für eine Schulaufführung: "Joseph and the amazing technicolor Dreamcoat". Den für die Wahrnehmung Lloyd Webbers in der Musicalgeschichte vermutlich wichtigsten Akzent setzt er 1986 mit dem "Phantom der Oper". Eine schaurig-romantische Liebesgeschichte im Untergrund von Paris, gepaart mit einer opernhaften, durchkomponierten Partitur und einem vorwiegend düsteren, aufwändigen Bühnenbild.
Webbers Musical "Cinderella", eine moderne Version des Aschenputtel-Märchens, macht während der Corona-Pandemie Schlagzeilen, weil der Start mehrfach verschoben werden musste. Nach dem Shutdown im Sommer 2021 fordert Webber vehement die Öffnung der Theater bei voller Auslastung und geht dabei so weit, einen Alleingang anzudrohen und sich dafür notfalls sogar verhaften zu lassen. Diese Kritik an den Corona-Maßnahmen bedeutet auch die Abkehr des 1997 zum Lord erhobenen Musikers von der Konservativen Partei, für die er jahrelang im Oberhaus saß.
Die Wellen haben sich wieder geglättet und Webbers Stücke werden wohl weiterhin das Publikum in London, am Broadway, in Europa und Asien ins Theater locken. Auch wenn er den Stab des führenden Musical-Komponisten längst an andere abgegeben hat.
Sendung: "Allegro" am 22. März 2023 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
Kommentare (1)
Mittwoch, 22.März, 11:05 Uhr
Martha
Lloyd Webber Musical
Es macht Mut zu wissen dass es Künstler gibt, die nicht nur für das Feuilleton arbeiten sondern für das Publikum