Ein Glas Wasser, um den trockenen Mund zu befeuchten, ein Putztuch, um den Schweiß vom Mundstück zu putzen oder ein letztes Mal tief einatmen und losspielen. Das sind die Tricks beim 1. Durchgang des Internationalen Musikwettbewerbs der ARD. Auf dieser Bühne treffen die besten jungen Künstler:innen ihres Fachs aufeinander. Klar ist da Nervosität vorprogrammiert, doch haben sie auch viele tolle Geschichten zu erzählen.
Bildquelle: Alescha Birkenholz
Einmal noch die Augen schließen, tief einatmen und losspielen. So hat es die Flötistin Ronja Macholdt kurz vor ihrem ersten Auftritt beim Internationalen Musikwettbewerb der ARD gemacht. Ein kleines Ritual, um sich zu sammeln. Und zwischenrein hat sich noch ein Lächeln gemischt als kleines Zeichen der Freude, dass es nun endlich losgeht.
Die 23-jährige Musikerin ist eine von 45 Teilnehmerinnen und Teilnehmern in der Kategorie Flöte. Ein bunt gemischter Haufen – die Musikerinnen und Musiker kommen aus Südamerika, Afrika, Asien. Die meisten von ihnen studieren in Europa oder haben bereits eine der heiß begehrten Orchesterstellen ergattert. Der Südafrikaner Sakhile Humbane zum Beispiel studiert an der Münchner Musikhochschule und arbeitet nebenbei im Sinfonieorchester Baden-Baden. Beim ARD-Wettbewerb macht er trotzdem mit, um sich weiterzuentwickeln und das solistische Repertoire für Flöte nicht aus dem Blick zu verlieren.
Ich bin erst 26 Jahre alt und ich will mich noch weiterentwickeln.
Für den ersten Durchgang steht erst einmal eine Reihe an Pflichtstücken auf dem Programm. Bachs Partita für Flöte in a-Moll, ein Mozart und schließlich französischer Impressionismus: Fauré, Enescu, Taffanel oder Gaubert. 45 mal Bach und daneben nur ein bisschen Abwechslung – klingt für Jury und Publikum erst einmal langweilig, ist es aber nicht. Die Musikerinnen und Musiker blicken beim Spielen mal ins Publikum, mal sind sie ganz bei sich. Auf unterschiedlichste Weise arbeiten sie die musikalischen Überraschungen bei Mozart heraus, das Verträumte in der französischen Musik. Mal entspannt, mal bemüht meistern sie die technischen Schwierigkeiten in Bachs Partita. Bereits im 1. Durchgang sind ganz verschiedene Facetten gefragt, um in die nächste Runde zu kommen.
Die siebenköpfige Jury sitzt an einem langen Tisch ganz hinten im Studio 1 des BR-Funkhauses. | Bildquelle: Alescha Birkenholz Wer weiterkommt, entscheidet eine siebenköpfige Jury. Unter dem Vorsitz des französischen Flötisten und Dirigenten Patrick Gallois sitzt sie an einem langen Tisch ganz hinten im Studio 1 des BR-Funkhauses. Ausgestattet mit genügend Notizblöcken und Wasserflaschen hören sie konzentriert die 45 Bewerberinnen und Bewerber an. "Ich will einen Musiker hören und sehen, der eine Geschichte erzählt", sagt Emily Beynon, eine der Juror:innen und Soloflötistin im Concertgebouw Orchestra. "Jemanden zu haben, der sich selbst in die Musik gibt und das im Sinne des Komponisten – auf der einen Seite ist das leicht, auf der anderen Seite ist es das Schwerste, was es gibt."
Ich will einen Musiker hören und sehen, der eine Geschichte erzählt.
Sendung: "Allegro" am 31. August 2022 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK
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