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Bamberger Symphoniker stellen neue Saison vor Interview mit dem neuen Chefdirigenten Jakub Hrůša

Das Leitmotiv der neuen Spielzeit heißt "Aufbrüche" - und das gilt auch für die Musiker: Mit dem Chefdirigenten Jakub Hrůša beginnen die Bamberger Symphoniker eine neue Ära und wollen auch alte Konzertrituale hinterfragen.

Bildquelle: picture-alliance/dpa

Bamberger Symphoniker

Chefdirigent Jakub Hruša im Interview

BR-KLASSIK: Jakub Hrůša, Sie haben in der Pressekonferenz gesagt, Sie möchten die Programmphilosophie und die Programmrituale etwas modernisieren und auf ihre Tauglichkeit im 21. Jahrhundert überprüfen. Was bedeutet das konkret?

Jakub Hrůša: Es geht mir darum, verschiedene Musikstile auf unerwartete Weise miteinander zu kombinieren. Ich glaube nicht, dass es länger nötig ist, zum Beispiel Programme mit ausschließlich romantischer Musik anzubieten. Oder solche, die chronologisch vorgehen - von der alten Musik bis zur zeitgenössischen - oder die das moderne Stück immer an den Anfang stellen. Und es geht auch um die Frage, ob man immer die gleiche schematische Programmabfolge braucht: Konzert, Symphonie, Ouvertüre. Man muss das alles ja nicht verwerfen, aber die Reihenfolge muss auch nicht in jedem Konzert die gleiche sein. Wir versuchen es dadurch interessant zu machen, indem wir mit den Pausen zwischen den Stücken experimentieren. Einige Werke können dicht nacheinander gespielt werden. Das schafft eine ganz unerwartete Stimmung. Wenn Sie Cage und Brahms ohne Unterbrechung direkt nacheinander spielen, ist das eine andere Situation, als wenn zwischendurch geklatscht wird und sich jeder auf Brahms einstellt.

Die Saison 2016/27 der Bamberger Symphoniker

Die neue Spielzeit beginnt für die Bamberger Symphoniker am 30. September 2016. Es ist auch der Start in eine neue Ära, denn dann steht mit Jakub Hrůša ein neuer Chefdirigent am Pult. Der 34-jährige Tscheche ist der fünfte Chefdirigent in der Geschichte des Orchesters.

Die neue Saison unter dem Motto "Aufbrüche" präsentiert Komponisten, die zu ihrer Zeit Neues wagten. Dazu gehören Gustav Mahler, Edgard Varèse oder Claude Debussy. Auch Mozarts Symphonien und George Gershwins "Amerikaner in Paris" stehen auf dem Programm. Die Geigerin Lisa Batiashvili gastiert in Bamberg als Solistin, mit den Ehrendirigenten Herbert Blomstedt und Christoph Eschenbach gehen die Bamberger Symphoniker auf große Tourneen nach Japan, Korea und in die USA.

BR-KLASSIK: Sie möchten als neuer Chefdirigent der Bamberger den tschechischen Aspekt - naturgemäß - stärker fokussieren. Ein Schwerpunkt soll die zeitgenössische Moderne Tschechiens sein. Welche Komponisten sind Ihnen da ins Auge gestochen?

Jakub Hrůša: Es gibt viele Neoromantiker und sehr viele zeitgenössische Komponisten. Das Besondere in unserer Spielzeit ist, dass wir tolle Musik böhmischer und tschechischer Komponisten haben, die eine wichtige Rolle im Ausland gespielt haben. Sie haben ihre Heimat verlassen - freiwillig oder auch nicht. Und dann haben sie eine Komponistenkarriere im Ausland gemacht. In ihrer Musik verschmilzt ihre alte Heimat mit der neuen. Und das ist eine Situation, die auch für mich selbst typisch ist. Das ist mit ein Grund dafür, warum Wranitzky, Dussek und Martinů auf dem Programm stehen. Aber ich bin auch davon überzeugt, dass die erste Spielzeit von einem tschechischen Maestro mit neuer Position nicht von tschechischer Musik überschüttet werden sollte.

BR-KLASSIK: Sie sind ein tschechischer Staatsbürger. Das heißt, mit Ihnen kehren die Bamberger in gewissem Maße zu ihren böhmischen Wurzeln zurück. Nun wollen Sie aber diese tschechische Note nicht zu sehr strapazieren. In welche Richtung möchten Sie den Klang des Orchesters stärker individualisieren?

Jakub Hrůša: Ganz ehrlich - ich hoffe, ich enttäusche jetzt niemanden - aber ich glaube nicht wirklich daran: Ein neuer Dirigent kommt und bringt das Orchester dazu, so zu spielen wie er das will. Es ist schon etwas komplexer. Und ich sehe mich in einer Position, in der ich sehr sensibel sein muss, respektvoll und offen dem gegenüber, was das Orchester bereits an Klang mitbringt. Außerdem denke ich, dass kein Orchester, nicht einmal die berühmtesten, bei verschiedenem Repertoire immer gleich klingen sollte. Also zu Ihrer Frage: Wenn die Bamberger Symphoniker unter mir Mahler spielen, mag es vielleicht noch böhmischer klingen - aber ich wäre der dümmste Mensch auf Erden, wenn ich kommen würde und sagen: "Was ihr da gemacht habt, klingt wunderbar, aber wir machen es jetzt komplett anders." Ich glaube einfach nicht an diese banale Herangehensweise, und ich will im besten Sinne sensibel sein gegenüber den meisterhaften Qualitäten dieses Orchesters.

Das Interview führte für BR-KLASSIK Ursula Adamski-Störmer.

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