Stardirigenten wie Horst Stein prägten das Renommee der Bamberger Symphoniker, deren Vorgängerorchester von Gustav Mahler dirigiert wurde. In der Nachkriegszeit avancierten die Bamberger Symphoniker zum Kulturbotschafter der jungen Bundesrepublik. Heute gelten die "Bamberger" mit über 100 Konzerten jährlich und zahlreichen Radio-, Fernseh- und CD-Aufnahmen als eines der meistbeschäftigten Orchester Deutschlands.
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Geschätzt, umjubelt und von Applaus verwöhnt - rund 7000 Konzerte haben die Bamberger Symphoniker seit ihrer Gründung vor 70 Jahren bis heute gegeben, viele davon im Ausland. Dort waren sie vor allem kulturelle Botschafter ihrer Stadt, Bayerns, ja ganz Deutschlands. Doch nicht in der Bundesrepublik liegen die Wurzeln dieses Traditionsorchesters, sondern in der Moldaumetropole Prag.
Langjähriger Probenort des Orchesters: der "Dominikanerbau" in Bamberg | Bildquelle: Fotostudio A.G.W. Barthel Bamberg Die Wurzeln reichen bis zur Uraufführung von "Don Giovanni" unter Mozarts Leitung zurück. Später haben Carl Maria von Weber oder Gustav Mahler das Vorgänger-Orchester der "Bamberger" dirigiert. 1938, nach dem Anschluss der Tschechoslowakei an Nazi-Deutschland, gingen die Musiker nach Reichenberg, nannten sich "Sudetendeutsche Philharmonie", bevor Joseph Keilberth sie wieder nach Prag holte und das "Deutsche Philharmonische Orchester" gründete. Dass sich nach dem Zweiten Weltkrieg rund 30 Musiker dieses Orchesters in Bamberg niederließen, war kein Zufall. Bamberg war - von der Tschechoslowakei aus betrachtet - die erste Stadt im Westen, die nicht zerstört war. Unter Joseph Keilberth gaben die "Bamberger Symphoniker" am 20. März 1946 ihr erstes Konzert. Das Motto für den Neubeginn kurz nach Kriegsende war Programm: "Rückkehr und Zuflucht zu den Werken und Werten hoher Menschlichkeit".
Bis heute haben sich die "Bamberger" ihren warmen "böhmischen" Klang erhalten. Nach dem Zweiten Weltkrieg avancierten die Bamberger Symphoniker schnell zum Kulturbotschafter der jungen Bundesrepublik. Sie waren die ersten Musiker, die offizielle Staatsdelegationen ins Ausland begleiten durften und machten sich bald als renommiertes Reiseorchester einen guten Ruf.
Die Bamberger Symphoniker spielen 1949 als erstes deutsches Orchester nach dem Zweiten Weltkrieg in Frankreich. | Bildquelle: Archiv Bamberger Symphoniker Inzwischen – rechnet man die zurückgelegten Reisekilometer zusammen - hätte es mit dem Bus sechsmal die Erde umrunden oder einmal bis zum Mond fliegen können. Internationale Tourneen in Länder wie Japan oder die USA sind neben der Abonnementtätigkeit zu Hause die tragenden Säulen dieses Orchesters, das sich inzwischen "Bayerische Staatsphilharmonie" nennen darf. Mit über 100 Konzerten jährlich im In- und Ausland und zahlreichen Radio-, Fernseh- und CD-Aufnahmen zählen die "Bamberger Symphoniker" zu den meistbeschäftigten Orchestern Deutschlands.
Mittlerweile ist Mahler wirklich eine Art Markenzeichen für uns.
Die Spannweite ihres Repertoires reicht von Haydn, Brahms und Bruckner bis zu Lachenmann, Rihm, Schnebel. Dennoch werden die Bamberger Symphoniker vor allem mit Gustav Mahler in Verbindung gebracht. "Mittlerweile ist Mahler wirklich eine Art Markenzeichen für uns", erklärt Intendant Markus Rudolf Axt. Das läge nicht nur daran, dass Mahler das Vorgängerorchester dirigiert hat: "Jonathan Nott hat in den letzten Jahren einen Mahler-Zyklus mit uns erarbeitet, der mittlerweile eine Reihe von internationalen CD- und Schallplattenpreisen mittlerweile gewonnen hat. Wir werden also auf Tournee sehr oft nach Mahler-Symphonien gefragt und gelten als exemplarisches Mahler-Orchester."
Kein Wunder also, dass auch der Dirigentenwettbewerb der Bamberger Symphoniker, der alle drei Jahre in der oberfränkischen Bischofsstadt über die Bühne geht, nach Gustav Mahler benannt wurde.
Über 500 Dirigenten haben bei den Bamberger Symphonikern seit ihrem Bestehen den Taktstock geschwungen. Allein Joseph Keilberth ist bis zu seinem Tod 1968 genau 636 mal mit den Bamberger Symphonikern aufgetreten. Spitzenreiter ist er damit allerdings nicht. Diesen Platz hat vielmehr der jetzige Chefdirigent Jonathan Nott inne. Wenn er Anfang Juli im Kaiserdom nach 16 Jahren sein Abschiedskonzert in Bamberg gibt, wird der Engländer das Orchester insgesamt 656 mal dirigiert haben.
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Eine Schlüsselfigur: Joseph Keilberth, der erste Chefdirigent. Sein erstes Konzert mit den Bambergern dirigierte er am 9. März 1949. Unter Leitung von Keilberth erwarben die Musiker einen Ruf weit über Franken hinaus – der Beginn einer Erfolgsgeschichte. | Bildquelle: Archiv Bamberger Symphoniker
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"Die Bamberger zählen zu den ersten Orchestern Europas", schwärmte Eugen Jochum über seine Schützlinge. Er war jahrelang Mentor der Bamberger Symphoniker und ihr erster Ehrendirigent. | Bildquelle: picture-alliance/dpa
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James Loughran wurde als erster Brite Dirigent eines deutschen Symphonieorchesters. Von 1979 bis 1983. | Bildquelle: Len Stirrup
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Sein Debüt als Chefdirigent feierte Horst Stein im September 1985. Die Ernennung zum Ehrendirigenten der Bamberger Symphoniker im März 1996 fiel mit einem "doppelten" Jubiläumskonzert zusammen: Sein 450. Auftritt mit dem Orchester war zugleich das Festkonzert zum 50-jährigen Jubiläum der Bamberger Symphoniker. | Bildquelle: picture-alliance/dpa
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Im Januar 2000 übernahm Jonathan Nott das Erbe seiner Vorgänger und führte die Erfolgsgeschichte des traditionsreichen Orchesters fort. Nicht zuletzt durch sein Engagement zählt der Klangkörper zu einem der besten Mahler-Orchester der Welt. | Bildquelle: picture-alliance/dpa
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Herbert Blomstedt gab 1982 sein Debüt mit den Bamberger Symphonikern. Im März 2006 wurde Blomstedt zum Ehrendirigenten auf Lebenszeit ernannt. | Bildquelle: picture-alliance/dpa
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Im Herbst 2016 trat Jakub Hrůša die Nachfolge von Jonathan Nott an. Trotz seines jungen Alters war Hrůša vorher bereits Chefdirigent der Prager Philharmoniker sowie der Leiter des Glyndebourne Opera Festivals. | Bildquelle: Andreas Herzau
Ich kann diese Musiker und die gemeinsamen Erlebnisse nicht von meinem eigenen Fleisch und Blut trennen.
Die Bamberger Symphoniker feiern Jubiläum. | Bildquelle: Michael Trippel Dass Jonathan Nott ausgerechent im Jubiläumsjahr nach Genf zum "Orchestre de la Suisse Romande" wechselt, hängt nicht etwa damit zusammen, dass der Haussegen in Bamberg schief hängt. Der Weggang sei für den Briten der Versuch, etwas Neues auszuprobieren, anstatt in Routine zu ersticken. Ein Abschied mit einem lachenden und einem weinenden Auge, gibt der Dirigent zu. "Bei der Frage nach dem Abschied werde ich langsam traurig. Denn ich kann diesen Ort, dieses Publikum und diese Musiker und die Erlebnisse, die wir alle gemeinsam gehabt haben, nicht von meinem eigenen Fleisch und Blut trennen. Die Erinnerungen sind so tief, dass ich sie nicht aussprechen kann."
Schon seit ein paar Monaten steht Jakub Hrůša als Nachfolger von Jonathan Nott fest. Immer wieder hat der 1981 in Brünn geborene Hrůša erfolgreich Gastdirigate bei den Bamberger Symphonikern absolviert. Mit der neuen Stelle als Chefdirigent ab Herbst 2016 ist ein Traum für ihn wahr geworden. Seine neue Stelle werde er mit viel Fingerspitzengefühl antreten, erklärt Hrůša. "Das Orchester möchte nach 16 Jahren Jonathan Nott eine Veränderung, aber gleichzeitig ist das Orchester einfach so gut und so bedeutend beim Spielen von Brahms, Bruckner oder Mahler und Strauss, dass es ein großer Fehler wäre, dies alles über Bord zu werfen. Ich möchte in dieser Richtung also auf jeden Fall weitermachen. Aber da ich Tscheche bin und ebenso Teil der westlichen wie der slawischen Kultur, könnte es deshalb künftig unter meiner Leitung vielleicht mehr slawische Stücke geben als bisher."
Freitag, 18. März 2016, 20.15 Uhr, ARD-alpha
alpha-Forum: Marcus Axt, Intendant der Bamberger Symphoniker, im Gespräch
Samstag, 19. März 2016, 14.05 Uhr, BR-KLASSIK
Das Musik-Feature - Zum 70-jährigen Bestehen der Bamberger Symphoniker
Samstag, 19. März 2016, 19.00 Uhr, BR-KLASSIK
Benefizkonzert des Bundespräsidenten
Liveübertragung im Hörfunk, Video-Livestream im Internet
zeitversetzte Übertragung um 22.00 Uhr im Bayerischen Fernsehen