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Coronakrise, Energiekriese, Krieg. Die Herausforderungen 2022 waren enorm – auch für die Kultur. Und für die bayerischen Theater in Landshut, Augsburg oder Nürnberg kommen dazu auch noch Sanierungsarbeiten. Doch die Theatermacher nutzen die Zeit auf ganz kreative Weise.

Landshut, Anfang Dezember. Das Landestheater Niederbayern spielt Wagners Oper "Siegfried" im Theaterzelt. Der "Ring" in Passau, Straubing und Landshut war 2022 eine niederbayerische Erstaufführung. Für Intendant Stefan Tilch das Gute im Schlechten. Denn seit Jahren muss das Ensemble in Landshut im Zelt spielen. Aber immerhin hat man hier eben Platz für ein Wagner-Orchester und eine Portalhöhe, wo große Oper auch groß sein kann. Deswegen kam Stefan Tilch auf die Wagner-Idee: "Und dann war eigentlich der nächste Schritt zu sagen: Lasst uns jetzt gerade auch für die Nibelungenstadt Passau endlich die niederbayerische Erstaufführung von Wagners 'Ring des Nibelungen' versuchen. Es ist kein Trotz, es ist ein 'mach das Beste aus allem' und ergreife die Chancen, wo sie sich bieten."

 Ohne Stammhaus: das Staatstheater Augsburg 

Entwurf für neues Augsburger Staatstheater | Bildquelle: Bayerischer Rundfunk 2022 Auch in Schwaben ist das Staatstheater Augsburg seit Jahren ohne Stammhaus. Seit fünf Jahren sind die Sparten Ballett, Oper und Schauspiel über fünf Spielstätten verteilt – und das wird noch einige Jahre so gehen. Für Intendant André Bücker hat das aber auch Möglichkeiten gebracht: Raus aus dem Trott, das Theater verjüngen. "Das Publikum hat sich schon verändert, das passiert ganz automatisch. Es haben auch Leute diesen Umzug ins Interim nicht mehr mitgemacht, dafür haben andere den Weg zu uns gefunden. Das Kunststück, das man wirklich versuchen muss, ist, das angestammte Publikum natürlich zu behalten, aber auch ein neues Publikum zu entwickeln.

Altes und neues Publikum zusammenbringen: Versuch am Staatstheater Nürnberg

Im Staatstheater Nürnberg versucht Intendant Jens-Daniel Herzog den Spagat: Stammgäste halten und neue generieren. Zwischen Verdi-Opern und Uraufführungen. Alle Theatermacher haben den Eindruck, das Publikum möchte nach Corona lieber Divertimento statt Diskussionen. Zerstreuung statt Zerdenken. Nach Corona seien andere Herausforderungen wie Energiekrise, höhere Tarifabschlüsse im Staatstheater und auch der Fachkräftemangel auf der Bühne zu meistern, so Herzog.

Run auf Kinder- und Jugendtheater

"Max und Moritz" am Stadttheater Ingolstadt | Bildquelle: Jochen Klenk Die Schulplatzmiete, also extra Plätze für Kinder und Jugendliche aus den Schulen rund um Nürnberg, ist gefragt wie nie. Auch in Ingolstadt hat sich das Publikum über die Jahre verjüngt, auch weil das Haus eine eigene Sparte für Kinder und Jugendtheater betreibt. Der Spielplan zeigt auch hier Unterhaltsames wie das Musical "Frankensteins Braut" und Aufwühlendes wie Marie Luise Fleißers "Fegefeuer in Ingolstadt". In der Schülervorstellung schauen die einen gebannt auf die Bühne, die anderen haben Kopfhörer in den Ohren, hören womöglich Musik. Aber eben nicht alle und das zeigt: Langsam wächst ein neues Publikum heran.

Zeit und Geld für Theater auch mit Familie?

Eine Generation aber fehlt: Die der 30- bis 50-Jährigen, die für eine Karte den vollen Preis zahlen müssen und die in dieser Lebensphase versuchen, Familie und Arbeit unter einen Hut zu bringen: Da bleibt selten Zeit und Geld für ein teures Opernabo. Und dennoch: Je kleiner die Stadt ist, desto größer ist die Treue des Publikums. Denn ob Oper, Schauspiel, Tanztheater oder Kindertheater. Wer kommt, bekommt was zurück.

Sendung: "Allegro" am 30. Dezember 2022 ab 6:05 Uhr auf BR-KLASSIK