Das Neue Jahr mit Musik einläuten – eine Tradition der Wiener Philharmoniker, die bis heute Millionen von Fans hat. Wegen des großen Andrangs werden Karten ausschließlich verlost. Doch wie hat eigentlich alles angefangen? Ein Überblick.
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Musik zu Neujahr – das ist erstmal nichts Ungewöhnliches, denn Musik und Feiern gehört einfach zusammen. Und mit Blick auf Wien, der Stadt der traditionellen Neujahrskonzerte, lassen sich erste Konzerte um Neujahr herum schon Anfang des 19. Jahrhunderts verzeichnen. Doch zum Neujahrskonzert, wie wir es heute kennen, gehören unverkennbar die typisch Wiener Walzer der Strauß-Familie. Aber bis sie und die Wiener Philharmoniker zusammenfinden, hat es ein Weilchen gedauert. Denn erstmal hat das Orchester Strauß' Musik in die Schublade "Unterhaltungsmusik" gesteckt. Als zu seicht wurde sie empfunden, um sich ihren Platz in den Programmen der Philharmonischen Konzerte zu erobern.
Und so haben sich dieser typisch Wienerischen Musik erstmal andere Orchester angenommen, nicht zuletzt die Kapelle von Eduard Strauß, jüngster Sohn von Vater Johann Strauß. Nach Eröffnung des Goldenen Saals im Wiener Musikverein im Jahr 1870 darf Eduard Strauß den Saal bespielen und prompt veranstaltet er ein Neujahrskonzert am 1. Januar 1871. Auf dem Programm steht unter anderem Musik von Gaetano Donizetti, aber auch von seinen Brüdern Johann und Josef Strauß. Die ersten Wiener Walzer zu Neujahr.
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Clemens Krauss leitet die ersten Neujahrskonzerte von 1939 – mit zweijähriger Unterbrechung (1946 und 1947) – bis 1954. | Bildquelle: Wiener Philharmoniker
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Nach dem Krieg löst der als unbelastet geltende österreichische Dirigent Josef Krips Clemens Krauss für zwei Jahre ab. | Bildquelle: picture-alliance/dpa
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Am 1. Januar 1955 beginnt eine neue Ära, als der Konzertmeister der Wiener Philharmoniker, Willi Boskovsky, die Leitung des Neujahrskonzerts übernimmt. | Bildquelle: picture-alliance/dpa
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Willi Boskovsky leitet das Neujahrskonzert 25 Mal – und ist auch bei der ersten Fernsehübertragung 1959 dabei. Hier ein Foto aus dem Jahr 1967 mit einem Blick aufs Orchester vorbei an den Scheinwerfern. | Bildquelle: picture-alliance/dpa
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Für den erkrankten Willi Boskovsky beschließen die Wiener Philharmoniker 1980 den designierten Staatsopern-Direktor Lorin Maazel einzuladen. | Bildquelle: picture-alliance/dpa
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Lorin Maazel dirigiert sechs Mal hintereinander das Neujahrskonzert bis 1986. Und nochmals in den Jahren 1994, 1996, 1999 und 2005 (hier auf dem Foto). | Bildquelle: picture-alliance/dpa
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Nur ein einziges Neujahrskonzert dirigierte Herbert von Karajan, und zwar im Jahr 1987. Hier probt er mit den Wiener Philharmonikern. | Bildquelle: picture-alliance/dpa
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Auf Karajan folgt 1988 der Italiener Claudio Abbado, der das Neujahrskonzert 1991 noch ein zweites Mal dirigiert. | Bildquelle: picture-alliance/dpa
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Das Konzert mit Carlos Kleiber 1989 wird von manchen als das beste aller Neujahrskonzerte gewertet. Kleiber kommt 1992 noch ein zweites Mal. | Bildquelle: picture-alliance/dpa
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Zubin Mehta dirigiert hier 2015 bereits zum fünften Mal zum Jahreswechsel im Wiener Musikvereinssaal – nach 1990, 1995, 1998 und 2007. | Bildquelle: picture-alliance/dpa
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Auch schon sechs Mal eingeladen: Riccardo Muti – nämlich 1993, 1997, 2000, 2004, 2018 und 2021. | Bildquelle: picture-alliance/dpa
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2002 leitet Seiji Ozawa, der im selben Jahr Musikdirektor der Wiener Staatsoper wird, das Neujahrskonzert. | Bildquelle: picture-alliance/dpa
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Nikolaus Harnoncourt begeistert mit gewohnter Präzision an den Neujahrstagen 2001 und 2003. | Bildquelle: picture-alliance/dpa
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Mit 85 Jahren steht Georges Prêtre 2010 – nach 2008 – zum zweiten Mal am 1. Januar am Pult der Wiener Philharmoniker. | Bildquelle: picture-alliance/dpa
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Zum Jahreswechsel 2005 begrüßen die Wiener Philharmoniker Mariss Jansons zum ersten Mal ... | Bildquelle: picture-alliance/dpa
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... 2016 kommt Jansons – nach 2012 – zum dritten Mal. | Bildquelle: picture-alliance/dpa
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Und mit dem 35-jährigen Gustavo Dudamel bekamen die Wiener Philharmoniker 2017 den jüngsten Dirigenten in der Geschichte ihres Neujahrskonzerts. | Bildquelle: picture-alliance/dpa
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Andris Nelsons dirigierte das Neujahrskonzert 2020. | Bildquelle: picture-alliance/dpa
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Daniel Barenboim nimmt sich bei seinem zweiten Neujahrskonzert (2014 nach 2009) während des "Radetzky-Marsches" Zeit, allen Wiener Philharmonikern persönlich die Hand zu schütteln. | Bildquelle: picture-alliance/dpa
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Und 2022 leitet der Argentinier zum dritten Mal das traditionsreiche Konzert. | Bildquelle: picture-alliance/dpa
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2011, gibt Franz Welser-Möst sein Debüt und dirigiert auch 2013 und 2022 das traditionsreiche Konzert. | Bildquelle: picture-alliance/dpa
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Er gibt 2019 seinen Einstand am Pult beim Neujahrskonzert: der gebürtige Berliner Christian Thielemann. 2024 dirigiert er zum zweiten Mal. | Bildquelle: Matthias Creutziger
Erst als Dirigent Clemens Krauss in den 1920er-Jahren sein Amt bei den Wiener Philharmonikern antritt, schnuppert das Orchester musikalische Strauß-Luft. Krauss ist ein wahrer Strauß-Fan, hatte schon in Frankfurt am Main mit Strauß-Konzerten für Furore gesorgt. Mit den Wiener Philharmonikern gibt er sogar noch vor Amtsantritt ein Konzert bei den Salzburger Festspielen – auf dem Programm Werke der ganzen Strauß-Familie. Ungewöhnliches Programm für die Festspiele, doch es kommt an.
Als Wiener Philharmoniker, Strauß'sche Kompositionen und das Neujahrskonzert erstmals zusammenkommen, steht das Ereignis im Dienst des Nationalsozialismus. Am 31. Dezember 1939 sollen muntere Walzermelodien die Sorge um kämpfende Familienmitglieder an der Front verdrängen – vier Monate nach Beginn des zweiten Weltkriegs. Die Einnahmen des Konzerts gehen ans "Winterhilfswerk", kurz zuvor von Adolf Hitler initiiert.
Verfolgen Sie das Neujahrskonzert der Wiener Philharmoniker 2024. Am 1. Januar ab 11:15 Uhr auf BR-KLASSIK.
Die Tradition war begründet und lebt auch nach Kriegsende weiter. Zahlreiche Männer haben sich seitdem den Taktstock weitergereicht. Darunter Dirigenten wie Willi Boskovsky, Herbert von Karajan, Zubin Metha, Lorin Maazel oder Mariss Jansons. Seit 1987 wechseln sich die Dirigenten jährlich ab. 2023 leitete Franz Welser-Möst zum dritten Mal das Neujahrskonzert, heuer steht zum zweiten Mal nach 2019 Christian Thielemann am Pult der Wiener. Man darf gespannt bleiben, wann zu Neujahr erstmals eine Frau den Taktstock übernimmt.
Karl Komzák: Erzherzog Albrecht-Marsch, op. 136
Johann Strauß II.: Wiener Bonbons. Walzer, op. 307
Johann Strauß II.: Figaro-Polka. Polka française, op. 320
Josef Hellmesberger (Sohn): Für die ganze Welt. Walzer
Eduard Strauß: Ohne Bremse. Polka schnell, op. 238
Johann Strauß II.: Ouvertüre zur Operette "Waldmeister"
Johann Strauß II.: Ischler Walzer. Nachgelassener Walzer Nr. 2
Johann Strauß II.: Nachtigall-Polka, op. 222
Eduard Strauß: Die Hochquelle. Polka mazur, op. 114
Johann Strauß II.: Neue Pizzicato-Polka. op. 449
Josef Hellmesberger (Sohn): Estudiantina-Polka aus dem Ballett "Die Perle von Iberien"
Carl Michael Ziehrer: Wiener Bürger. Walzer, op. 419
Anton Bruckner: Quadrille, WAB 121 (Orchestr. W. Dörner)
Hans Christian Lumbye: Glædeligt Nytaar! Galopp
Josef Strauß: Delirien. Walzer, op. 212
Dirigent: Christian Thielemann
Orchester: Wiener Philharmoniker